Alter Amtsturm Lübz


Anzeige

Alter Amtsturm Lübz

Alter Amtsturm Lübz


Die wahrscheinlich bekannteste Burg Mecklenburg-Vorpommerns, beziehungsweise das was von ihr noch übrig geblieben ist, dürften die wenigsten Leute persönlich gesehen haben, denn das markante Wahrzeichen der Stadt Lübz ist seit dem Jahre 1925 auf allen Flaschen zu sehen, welche Tag für Tag die Lübzer Brauerei verlassen. Heutzutage braucht man viel Fantasie, um die Ausmaße erkennen zu können, welche die Eldenburg einst besaß, von der einzig der Weiße Turm übrig blieb, der dank seiner Bezeichnung als Alter Amtsturm auf ein späteres Kapitel seiner Geschichte hinweist. Über die frühen Jahre der Burg hängt der Nebel der Geschichte, nur bruchstückhaft lassen sie sich erkunden. Durch die Gründungen der Bistümer Ratzeburg und Havelberg wird die Elde als Grenze zwischen den beiden Bistümern festgelegt, eine Grenze die durch Mecklenburg führt, denn zu dieser Zeit war die Landschaft Ture, zu der das damalige Dorf Lubicz gehörte, ein Bestandteil der Herrschaft Parchim-Richenberg, nach der Vertreibung von Pribislaw I. im Jahre 1255 fiel es an die Herrschaft Werle.

Dass es dann doch die Brandenburger waren, welche auf einer Insel in der Elde eine Burg errichteten, war dem Norddeutschen Markgrafenkrieg geschuldet, in dessen Verlauf der brandenburgische Markgrafen Otto IV. zusammen mit und seinem Sohn Hermann in Mecklenburg einfiel und sich hier durch den Bau einer Burg festsetzen wollten, die zunächst als einfache Rundburg mit Holzpalisaden und einem Wall ausgeführt wurde. Als dann noch im Jahre 1314 Beatrix , die Frau von Heinrich II. starb und die Brandenburger das Land Stargard zurückforderten, welches Beatrix von Brandenburg als Wittum in die Ehe eingebracht hatte, und mit ihren Truppen besetzten, verstärkten sich die Kampfhandlungen, in deren Verlauf Heinrich II. Markgrafe Waldemar bei der Schlacht bei Gransee besiegen konnte. Der im Jahre 1317 geschlossene Friede von Templin brachte nicht nur das Land Stargard endgültig unter die mecklenburgische Herrschaft, aber auch die anderen besetzten mecklenburgischen Gebiete mussten durch die Brandenburger geräumt werden. Darunter fiel auch die Lübzer Burg und der sie umgebene Landstrich.

Da die mecklenburgischen Herzöge zumeist recht knapp bei Kasse waren, war Heinrich II. gezwungen, schon im Jahre 1328 die Burg und Land Ture an die Herren von Plessen zu verpfänden, ein Pfand welches erst im Jahre 1456 durch Herzog Heinrich IV. wieder ausgelöst werden konnte. Erst danach erhielt das Dorf Lübz das Stadtrecht, in welchem Jahr dieses erfolgte, ist leider nicht überliefert worden. Ab dem Jahre 1509 begann man damit, die Burganlage auszubauen und insgesamt drei Türme zu errichten, von denen einzig der Weiße Turm erhalten geblieben ist. Im Jahre 1534 beginnt mit dem Bau des sogenannten Neuen Hauses eine Umwandlung zum einem Schloss, welches von der Herzogin Anna von Brandenburg, der Witwe von Albrecht VII. bis zu ihrem Tode im Jahre 1567 als Witwensitz genutzt wurde. Steht man heute vor dem Alten Amtsturm und hat historische Abbildung vor sich, so handelt es sich bei diesem um den Turm, der im südwestlichen Teil der einstigen Vorburg zu sehen. Ihr Standort bildet heute den Marktplatz der Stadt Lübz.

Auch der breite Burggraben, welcher dereinst künstlich erschaffen wurde, um die Burg von der Siedlung zu trennen, existiert nicht mehr. Dieser wurde wieder verfüllt als im Süden der Burg einen kleinen Park anlegte. Einzig auf der Fläche der einstigen Hauptburg findet man heutzutage noch eine Bebauung, welche aber aus späteren Zeiten stammt und mit der mittelalterlichen Burg nichts zu tun hat, denn nach dem Tod der Herzogin Sophie im Jahre 1634 beginnt das Schloss zu verfallen. Nach dem großen Stadtbrand des Jahres 1698, bei dem die Stadt Lübz ein Opfer der Flammen wurde, wird das ruinöse Gebäude als Steinbruch für den Wiederaufbau genutzt. Im Jahre 1750 begann man damit, die letzten Gebäudereste abzureißen und auf den Grundmauern des einstigen Schlosses ein Herzogliches Amt zu errichten. Nach der Fertigstellung im Jahre 1759 erhielt der Weiße Turm seine neuen Bezeichnung Amtsturm, so dass vom der Existenz des einstigen Schlosses nicht einmal ein namentlicher Hinweis Zeugnis ablegt. Als Lübz im Jahre 1952 Kreisstadt wird, zieht der Rat des Kreises Lübz in die historischen Gemäuer ein, nachdem es schon seit 1930 als Rathaus fungierte. Im Jahre 1990 erhielt die Stadt Lübz das Gebäude wieder, welche es aufwendig sanierte und seitdem als Bürgerhaus nutzt.

Hier und im benachbarten Amtsturm findet man seitdem das städtische Heimatmuseum wieder, welches seine Besucher über die Geschichte der Stadt informiert. Im Keller des Amtshauses wiederum zeugen Fundamentreste des einstigen Bergfrieds. Über eine schmale Wendeltreppe, die eindrucksvoll an die frühere Nutzung als Wehrturm erinnert, gelangt man in die verschiedenen Etagen des Turmes. Eine bauliche Seltenheit in Wehrtürmen ist das sternförmige spätgotische Gewölbe, welche man in der obersten Etage des Turmes sehen kann. Dieses ist der Aufstockung des Turmes zu verdanken, in dessen Räumlichkeiten ein fürstliches Gemach entstand, welches über eine Brücke mit dem Neuen Haus verbunden war. Wann dieses genau geschah kann man nicht genau sagen, zumindest ist der Zeitraum auf die Jahre zwischen 1500 und 1534 verortet worden, eine Zeit, in der die zum Schloss umgewandelte Burg als Witwensitz genutzt wurde. Von außen ist der einstige Zugang übrigens auch im Mauerwerk gut erkennbar. Der heutige Turmhelm hat mit dem historischen Aussehen nicht viel zu tun, denn dieser fiel deutlich spitzer aus und verbarg sich, wie man auf den historischen Abbildungen gut erkennen kann, im unteren Teil hinter einem Zinnenkranz.

Die bei den unteren vier Geschossen sichtbare romanischen Formensprache lässt den Turm auf den ersten Blick älter erscheinen als er ist, nach bauhistorischen Erkenntnissen verwendete man aber zum Ende der Gotik wieder stilistische Gestaltungsmittel wie Ziegelornamente und Rundbögen um die Bauwerke optisch zu gestalten. Der Lübzer Turm weist beispielsweise einen doppelten Rundbogenfries auf. Von den fünf Geschossen des Turmes wurde das untere, welche in früheren Zeiten als Gefängnis genutzt wurde. Dieses war nicht durch die darüberliegende Etage erreichbar, sondern durch zwei äußere Eingänge. Das zweite Geschoss hatte zwei Zugänge. Einen vom Wall, den man von außen gut sehen kann, einen weiteren von der einstigen Burg, über den man den Turm bei einem Museumsbesuch betritt. Spätestens beim genaueren Blick auf das Model der verschwundenen Burganlage im Museum, bei der man dieses gut erkennen kann, fällt die spätmittelalterliche Anordnung der Gebäude auf. Die Geschichte hat der Eldenburg in Lübz zwar nicht immer gut mitgespielt, dank des im Ort gebrauten Bieres, kann sich das alte Gemäuer aber wenigstens an seiner großen Bekanntheit erfreuen.