Anzeige
Nachdem im Jahre 1160 Heinrich der Löwe die Stadt Schwerin gründete, verlegte das Bistum Mecklenburg seinen Sitz in die neugegründete Stadt und nannte sich seitdem nach dieser. Als ein paar Jahre später Papst Alexander III das Bistum Schwerin in einer Urkunde bestätigte, erwähnte er auch die Existenz einer Burg, die offenbar in dieser Zeit noch so bedeutend war, dass sie einem großen See den Namen geben konnte. Im Jahre 1178 konnten die auf der Burg ansässigen Herren noch von ihrer Macht zerren, bis sich am anderen Ufer des Sees eine andere Burg und mit ihr eine Stadt entwickeln sollte, die den Herren von Stuer den Namen ihres Sees streitig machten. Aus dem lacus sturichse, den der Papst in seiner Urkunde erwähnte, wurde nach der Gründung der Stadt Plau im Jahre 1232 der Plauer See.
Mit Conradus de Sture lässt sich im Jahre 1240 zum ersten Mal ein Ritter nachweisen, der mit seiner Familie auf der Burg ansässig war. Diese konnte auf eine ursprüngliche slawische Burganlage zurückgreifen, deren Wälle im Zuge der deutschen Besiedlung mit Feldsteinmauern verstärkt wurden. Zuvor diente aber eine Turmhügelburg am Rande des heutigen Ortes als Wohnsitz, von der noch heute die über zwei Meter dicken Mauern von der Wehrhaftigkeit zeugen. Offensichtlich war der Platz der slawischen Burganlage deutlich attraktiver, denn hier begann man in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die vorhandenen Überreste der Anlage für den Bau einer neuen Burg zu nutzen. Darüber wie die ursprüngliche Burg einmal ausgesehen haben könnte, gibt es nur Spekulationen, man nimmt aber an, dass schon sich dass schon sich die Slawenburg in eine Vor- und eine Hauptburg gliederte, die durch eine Brücke voneinander getrennt waren.
Heutzutage braucht man sehr viel Fantasie, um in der völlig verwilderten Burganlage die mittelalterlichen Strukturen erkennen zu können. Zumindest kann man auf dem Weg zur Burg den Grund erkennen, weshalb der Platz für die Slawen interessant war, denn diese bauten ihre Niederungsburgen an Orten, die durch natürliche Hindernisse geschützt waren. So war es auch bei der Burg Stuer die durch Sümpfe und Gewässer geschützte Lage, mit der man sich feindlich gesinnte Besucher vom Leibe halten konnte. Wichtig wurde die Burg erst wieder durch die Belehnung an die Familie von Flotow, die seitdem ihre Einfluss in der Region stetig ausbauen und unter anderem in den Besitz der Stadt Röbel gelangen konnte.
Die Burg Stuer wurde zum Stammsitz der Familie, und damit auch zum Gerichtssitz, die Burg selbst als Schloss bezeichnet, wurde zum Mittelpunkt ihrer grundherrschaftlichen Macht, von der man heutzutage nicht mehr viel erahnen kann. Die Baugeschichte kann man anhand der Mauerreste erkennen, die im Laufe der Jahrhunderte erhaltengeblieben sind. Begann man zuerst Mauern mit Feldsteinen zu errichten, waren es später Backsteine, mit denen diese gemauert wurden. Die meisten Mauerreste haben sich in der Hauptburg erhalten können, die von der Vorburg durch einen über zehn Meter breiten Wassergraben getrennt wurde. Sichtbares Zeichen ist der massive Wohnturm, der die heutige Anlage dominiert. Während die übrige Burganlage im Jahre 1658 das Opfer eines Brandes und daher später als Steinbruch verwendet wurde, blieb der Bergfried stehen und konnte bis zum Jahre 1945 ein kleines Heimatmuseum beherbergen.
Eine Tatsache, die schwer zu glauben ist, wenn man den ruinösen Anblick auf sich wirken lässt, den der Turm heute bietet. Der Plan mit den erhaltenen Mauerresten lässt ein spätmittelalterliches Bauwerk erkennen, welches seinen Platz inmitten der Hauptburg gefunden hat. Von den anderen Gebäuden der Hauptburg blieb neben Mauerresten auch ein Kellergewölbe erhalten, zu welchem man aber aus Sicherheitsgründen keinen Zutritt mehr hat. Deutlich weniger Befunde fand man bei Ausgrabungen auf dem Gebiet der einstigen Vorburg, von denen aber heute nichts mehr viel zu sehen sind. Von der Vorburg aus hat man den besten Blick, wenn man über den einstigen Graben auf den Bergfried schaut, der mit seinen gut siebzehn Metern Höhe auch schon von Weitem wahrnehmbar ist. Bei einem Rundgang um die Burg verwehren die auf dem Gelände wachsenden Bäume und wild wuchernden Büsche den Blick auf den Rest der Burgruine, die nach und nach weiter verfällt.