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Vier Wochen dauerte die Belagerung der mächtigen Tempelburg am Kap Arkona, bevor sie am 15. Juni des Jahres 1168 in die Hände des dänischen Königs Waldemar I. fiel, der sie bekanntlich dem Erdboden gleich machte. Drei Jahre später sollte er wieder mit seiner Armee auf dem Gebiet des heutigen Vorpommerns landen, seine Widersacher waren aber nicht mehr die einst heidnischen Ranen, sondern Heinrich der Löwe, der durch seinen Slawenkreuzzug schon große Teile des heutigen Mecklenburgs unter seine Kontrolle gebracht hatte und damit die Hegemonialmacht des dänischen Königreiches im südlichen Ostseeraum bedrohte. Im Sommer des Jahres 1171 landete König Waldemar mit der dänische Flotte am Strelasund, etwa dort wo das heutige Stralsund liegt, und zog mit diesen in Richtung Zirzipanien, auf welches auch Heinrich der Löwe unter seine Kontrolle bringen wollte. Heutzutage erinnert nichts mehr an das einstige Zirzipanien, dessen westlicher Teil unter mecklenburgischer Herrschaft kam, während der kleinere östliche Teil dem Herzogtum Pommern zugeschlagen wurde.
Dank der Aufzeichnungen des Saxo Grammaticus kann man Waldemars Feldzug auch heutzutage noch nachvollziehen, der den Dänenkönig über die Orte Tribsees und Dargun, die er brandschatzen ließ, an den Teterower See führte, in dem eine Insel lag, aber der sich eine Fluchtburg der Zirzipanen befand, in die sich die durch die Dänen aufgeschreckte Bevölkerung geflohen hatte. Während die Slawen auf den natürlichen Schutz durch die unpassierbaren Sümpfe des Trebeltales verließ, überquerte Waldemar diese zwar mit einiger Anstrengung, konnte die Burgen von Tribsees und Dargun aber ohne ernsthaften Widerstand einnehmen. Entlang der Peene begab sich das dänische Heer in Richtung Teterower See, an dessen östlicher Seite sie zum stehen kamen. Hier lag ihnen ihr nächstes Ziel vor Augen, ein Apfel der sich leichter pflücken lassen sollte, als es der in sie geflüchteten Bevölkerung lieb sein konnte. Während ein Teil der Dänen damit beschäftigt war, die umliegenden Dörfer zu plündern, sicherte der andere Teil der dänischen Armee den Zugang zur Burganlage.
Über fünf Meter breit und gut siebenhundertfünfzig Meter lang war die Brücke, welche vom südlichen Ufer zur Insel führte, von der nur noch die Pfähle aus dem Wasser ragten. Mit dieser Taktik konnte der Wendenfürst Otimar den Ansturm der Dänen behindern, aber nicht stoppen. Diese begannen sofort damit, auf den vorhandenen Pfählen der alten Brücke eine behelfsmäßige neue Brücke zu errichten, für welche Hölzer verwendet wurden, die sie in den benachbarten Dörfern auftreiben konnten. Dies gelang den Dänen offensichtlich recht gut, in relativ kurzer Zeit war das nördliche Ende Behelfsbrücke in der Nähe der Insel angelangt. Hier errichteten die slawischen Verteidiger einen Turm, von dem aus sie die immer näher rückenden Dänen mit ihren Pfeilen beschossen, um sie am Weiterbau der Brücke zu hindern. Währenddessen verhandeln beide Seiten über eine friedliche Übergabe der Burg, die aber durch Absalon hintertrieben wurde. Der Bischof von Roskilde wuchs mit Waldemar auf, hatte daher ein gutes Verhältnis zum König und bekanntlich hielt er nicht viel von der slawischen Bevölkerung des Landes, welches er christianisieren wollte.
So setzte er sich an die Spitze der dänischen Armee, der er reiche Beute versprach, ließ die Insel erstürmen, auf der nun Panik ausbrach. Und diese Panik war durchaus berechtigt, schließlich war das zu erwartende Schicksal nicht gerade als schön zu bezeichnen. Während die Dänen die Männer umbrachten, verkauften sie die Frauen und Kinder in die Sklaverei. Wer diesem Schicksal entgehen wollte, floh von der Insel, diejenigen welche es nicht konnten, erwartete der Tod oder die Sklaverei. Die Teterower Burg wurde in Brand gesteckt so dass die Burgwälle zusammenstürzten. Fürst Otimar teilte das Schicksal seiner Leute nicht, er wurde getauft und musste umfangreiche Ländereien dem neugegründeten Kloster von Dargun überschreiben. Allzu fest war die dänische Herrschaft in Zirzipanien nicht, bekanntlich erhoben sich die Wenden, zerstörten bei den kriegerischen Handlungen auch das Kloster, deren Mönche an anderer Stelle ein neues Kloster gründeten, welches das spätere Greifswald begründen sollte.
Die Burg Teterow wiederum verschwand aus dem Gedächtnis der Menschen, sie kam nur noch in einigen Sagen vor, jedenfalls bis zu jenen Tagen im Jahre 1860, als man damit begann den Wasserspiegel des Teterower Sees abzusenken. Plötzlich schauten die alten Pfähle der slawischen Brücke aus dem Wasser hervor, Pfähle die sich jahrhundertelang im Wasser des Sees erhalten hatten. Viel Verständnis für die Geschichte hatten die damaligen Teterower nicht, der Großteil der hölzernen Pfähle wurde als Brennholz verwendet. Heute braucht man viel Phantasie, um sich vorzustellen wie die einstige Burg einmal ausgesehen hat. Durch die Absenkung des Wasserspiegels hat sich nicht nur die Form der Burgwallinsel geändert, der östlich der Wallanlagen existierende Haken war nur eine Untiefe, auch der Verlauf des Seeufers hat sich seitdem stark verändert, die heutige Halbinsel Sauerwerder war zuvor noch eine Insel. Eine Höhe von vier Metern soll der Wall der Vorburg gehabt haben, der die Burganlage von dem südlichen Teil der Insel abtrennte.
Der Weg den einst die früheren Bewohner nahmen ist längst zugewachsen, ein Trampelpfad führt vom südlichen Ende der Insel, an der die Brücke einst endete, zum ursprünglichen Tor des Walles, das durch eine deutliche Einwölbung im Profil noch heutzutage gut erkennbar ist. Deutlich höher, man geht von etwa zehn Metern aus, fiel die Höhe des Walles der Hauptburg aus, der sich nun unter einem starken Bewuchs mit Bäumen und Sträuchern der Öffentlichkeit zu entziehen versucht. Das wasserseitige Tor, durch welches noch einige der von den Dänen belagerten Slawen fliehen konnte, kann man nur erahnen, im Gegensatz zur dem Wall der Vorburg, fiel der Wall der Hauptburg nicht nur höher sondern auch breiter aus. Während bei der Vorburg eine Palisade aus Pfählen in Flechtwerk zum Einsatz kam, der die die Grundlage des Walles bildete, soll es sich nach Meinung der Archäologen im Falle der Hauptburg um eine sogenannte Kistenkonstruktion gehandelt haben. Da die Insel und Burganlage einst besiedelt war, fand man bei Ausgrabungen jungslawische Keramik, die man zuvor noch nie gesehen hatte, weshalb man seitdem diese Art von slawischer Keramik als Teterower Typ bezeichnet.
Heutzutage hat man mehrere Möglichkeiten um auf die Teterower Burgwallinsel zu gelangen. Eine davon ist Kettenfähre, welche am südlichen Ende der Insel diese mit dem westlich gelegenen Naturschutzgebiet Binsenbrink verbindet. Die zweite Möglichkeit wäre eine Überfahrt mit der über hundert Jahre Alten Motorbarkasse Regulus die in der Zeit von Ostern bis etwa Ende September im Stundentakt von Teterow aus nach Teschow fährt und dabei auch an der Burgwallinsel halt macht. Dieses Fahrt dürfte nicht nur etwas bequemer sein, sondern bietet auch einen guten Blick auf die Insel, an der man entlangfährt. Der Anlegesteg befindet sich im Bereich der ehemaligen Vorburg, genauso wie die als Wendenkrug betitelte Gaststätte, welche während der Saison die hungrigen Besucher erwartet, die wie schon zu Slawenzeiten ein vierköpfiger Swantevit begrüßt.