Fischerbrunnen Greifswald


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Fischerbrunnen Greifswald

Fischerbrunnen Greifswald


Der Brunnen der Lebensfreude auf dem Rostocker Universitätsplatz, den er zusammen mit Reinhard Dietrich realisierte, dürfte wohl sein bekanntestes Werk sein, aber auch in Greifswald hat Jo Jastram so einige Spuren hinterlassen. Eine davon ist die aus dem Jahre 1973 stammende Reliefstele des einstigen Springbrunnens im Rosengarten, auf deren einen Seite eine badende Familie, auf der anderen ein Paar im Wasser zu sehen ist. Schon einige Jahre zuvor, genauergesagt im Jahre 1965, gestaltete er die Tür des Greifswalder Rathauses mit Motiven aus der Zeit des Endes des Zweiten Weltkrieges. Auf die Realisierung seines größten Projektes sollte er länger warten, denn dieses konnte nicht so umgesetzt werden, wie er es ursprünglich geplant hatte. Greifswald war eine der Modellstädte, in denen der innerstädtische Plattenbau erprobt wurde, leider nicht unbedingt im positiven Sinne, denn dadurch verlor die Stadt einen großen Teil der historischen Bausubstanz der Altstadt. Auch der Marktplatz, der zu dieser Zeit unter dem Namen Platz der Freundschaft bekannt war, fand seine Aufmerksamkeit in den Plänen, welche ihn mit einer großen Brunnenanlage versehen wollten.

Nachdem im Jahre 1980 Rostock seinen Brunnen der Lebensfreude erhalten hatte, sollte Jo Jastram nun auch ein Konzept für einen Brunnen erstellen, der als Anziehungspunkt seinen Platz vor dem Rathaus erhalten sollte. Weit über hundert Quadratmeter Fläche hatte der geplante Brunnen vorzuweisen, den er im Jahre 1984 präsentierte. Als Motiv war das Leben der Fischer vorgesehen, entsprechend maritim fielen die Figuren aus, mit welchen sich der Brunnen schmücken sollte. Im Zentrum der Anlage sollten sich nach der ursprünglichen Planung auf einer Stele zwei Fischer mit ihren Netzen befinden. Weitere Figuren waren für den Beckenrand vorgesehen, andere etwas von diesem entfernt. Die Sanierung des Marktplatzes, die für die Aufstellung des Brunnens notwendig gewesen war, ließ lange auf sich warten. Im Jahre 1991 erfolgte der Guss der Bronzefiguren, die Jo Jastram in den beiden Jahren zuvor als Gipsfiguren modellierte.

Bei den Planungen für die Gestaltung des Marktplatzes entschloss man sich, den Brunnen auf den Fischmarkt zu verlegen, so dass Jo Jastram dazu gezwungen war, den Brunnen einer Neukonzeption zu unterziehen, die dem angedachten Standort gerecht werden würde. Da der Fischmarkt deutlich weniger Fläche zu bieten hatte, war er gezwungen, ihn merklich zu verkleinern und um einige Figuren zu reduzieren. Übrig blieben letztendlich nur drei Bronzefiguren, die ihren Platz im Brunnenensemble finden sollten. Zu diesen gehörten die beiden Fischer mit ihren Netzen, die nun nicht auf einer Stele zu finden sind, von der sich das Wasser in das Becken ergießt, sondern sich direkt im Zentrum des Beckens stehen. Einen Platz erhielt auch der Aalgreifer, der auf einem Steg kniend nach den Aalen im Wasser greift. Zu diesen gesellt sich eine Fischerfrau mit einem kleinen Kind, welche aus dem Fenster schauend, die Heimkehr der Fischer erwartet.

Ein Teller mit einer Scholle, dazu Besteck und eine Weinflasche, so modellierte Jastram sein Fischerfrühstück in Bronze, ist nur ein Detail welches keinen Platz im neuen Entwurf finden sollte. Aber auch die gestapelten Fischerkisten oder die Möwe auf einem Poller, die eigentlich jedes Fischerdorf ausmachen, wurden in der reduzierten Fassung nicht mehr berücksichtigt. Übrigens waren auch eine Sonnenuhr, ein Klabautermann, sowie ein Hund und eine Katze im ursprünglichen Entwurf vorgesehen, die das gleiche Schicksal ereilte. Im Jahre 1998 war es dann endlich soweit, der von Hinnerk Wehberg umgestaltete Marktplatz von Greifswald hatte endlich wieder einen Brunnen, auch wenn dieser nun deutlich kleiner und an einem anderen Standort vorzufinden war. Ein Wasserspiel hat er zwar nicht vorzuweisen, dafür kühlendes Nass, in welchem die Kinder an heißen Sommertagen nur zu gerne spielen wollen.