Hünengrab Lütow


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Hünengrab Lütow

Hünengrab Lütow


Viel zeugt heutzutage nicht mehr von den ersten Bewohnern der Insel Usedom, welche sie während Jungsteinzeit besiedelten. Bekannt wurden sie durch ihre aufwendig hergestellten Keramiken, die der sogenannten Trichterbecherkultur ihren Namen geben sollte. Das es nur so wenige Spuren von ihnen gibt, haben aber andere zu verantworten, denn ihre aufwendig errichteten Grabanlagen überdauerten schon mehrere tausend Jahre, bevor zahlreiche Exemplare zerstört wurden. Auch auf der Insel Usedom sollte man recht ignorant mit dem Nachlass der steinzeitlichen Bewohner umgehen. Die großen Findlinge fanden sich meist in den mittelalterlichen Kirchenbauten wieder, auch für die Errichtung des Hafens von Swinemünde dürfe das eine oder andere Hünengrab geopfert worden sein. Auch in der Umgebung des kleinen auf der Halbinsel Gnitz gelegenen Dörfchens Lütow befanden sich einst mehrere dieser jungsteinzeitlichen Grabanlagen, von denen aber nur ein Exemplar übrig geblieben ist, welches man im Schatten einer alten Eiche erkunden kann.

Am Wegesrand des alten Kirchsteigs, den einst die Lütower Fischer und Bauern an jedem Sonntag für den Besuch der Netzelkower Marienkirche nutzten, liegt nur ein paar hundert Meter vom Dorfkern entfernt die Reste der einstigen Begräbnisstätte, bei der sich übrigens auch ein kleiner Rastplatz befindet. Offensichtlich war die Lage des Hünengrabes weniger störend für die Bewirtschaftung der umliegenden Äcker, denn die anderen in der Umgebung vorhandenen Grabanlagen sprengte man Anfang des 20. Jahrhunderts einfach hinfort. Das übriggebliebene Hünengrab hatte da etwas mehr Glück. Es ist zwar nicht mehr vollständig erhalten, nicht nur dass sämtliche Decksteine fehlen, auch das die Grabkammer umgebene Hünenbett ist nicht mehr komplett. Auch einige Tragsteine der Grabkammer sind nicht mehr alle am einstigen Standort. Im Gegensatz zu anderen Grabanlagen wurde das Lütower Hünengrab archäologisch untersucht, als man dieses im Jahre 1936 öffnete und darin zahlreiche Funde steinzeitlicher Grabbeigaben machen konnte.

Darunter befanden sich nicht nur einige Keramikgefäße und Bernsteinschmuck, auch Werkzeuge wie Flintbeile und Flintmeißel sowie zahlreiche Flintklingen konnten bei der damaligen Ausgrabung geborgen werden. Wer diese Funde besichtigen möchte, muss dafür nach Stettin fahren, wo diese zum Bestand der Ausstellung des dortigen Nationalmuseums gehören. Für den Bau des in Nord-Süd-Richtung ausgerichteten Hünengrabes, welches eine Länge von etwa siebzehn Metern und eine Breite von bis zu sechs Metern aufweist, mussten die steinzeitlichen Erbauer zahlreiche Findlinge heranschaffen, die man nicht unbedingt als klein bezeichnen könnte. Wenn man dann noch bedenkt, dass sie zu ihren Lebzeiten noch nicht über die Techniken verfügt haben, die einen einfachen Transport ermöglichten, kann man sich den Kraftakt vorstellen, den die frühzeitlichen Usedomer bewältigen mussten.

Diese haben nach Meinung der Wissenschaft die Findlinge mit Hilfe von aus Baumstämmen gewonnenen Rollen zu den Baustellen transportiert und dann mittels Hebeln in den dafür vorher ausgehobenen Gruben aufgerichtet. Anschließend umgab man die so geschaffenen Grabkammern mit einem kleinen Hügel aus Erde, um das Grab vor äußeren Einflüssen zu schützen. Einst nahm man an, dass die Großsteingräber durch Riesen, den sogenannte Hünen, errichtet wurden, wodurch sich der auch Name der Grabanlagen ableitet. Wie man heute wurden diese Anlagen nicht von Riesen geschaffen, sondern von Menschen die eine starke Verbindung zwischen sich und ihren Vorfahren sahen, weshalb sie diese mit großem Aufwand bestatteten. Dieses sollte man sich bewusstmachen, wenn man vor der Steinformation steht, welche das letzte Exemplar eines steinzeitlichen Großsteingrabes auf der Insel Usedom geblieben ist.