Salzhütten Koserow


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Salzhütte in Koserow

Salzhütte in Koserow


In unmittelbarer Nähe der Koserower Seebrücke zeugen einige reetgedeckte Hütten vom Leben der früheren Bewohner. Wohlhabend waren die Fischer der Insel Usedom nie, viel zu tief waren die Wunden welche der Dreißigjährige Krieg in Pommern hinterließ. In ärmlichen Hütten hausten sie, große Abnehmer für ihren Fang hatten sie durch den Zerfall der Hanse nicht mehr und die lokale Nachfrage nach frischen Fisch eichte nicht aus, um ein anständiges Einkommen zu erzielen. Zumindest in die Welt der Märchenbücher hat es ihre ärmliche Existenz geschafft, denn das Märchen Von den Fischer und siine Fru, welches der berühmte Maler Philipp Otto Runge für die beliebte Märchensammlung der Gebrüder Grimm schriftlich festhielt, stammt nachweislich von der Insel Usedom. Ihre wirtschaftliche Lage sollte sich erst deutlich verbessern, nachdem das einst schwedische Vorpommern im Jahre 1815 zu einer preußischen Provinz wurde. Preußen das durch die Besetzung durch napoleonische Truppen finanziell ausgeblutet war, entsandte mit Johann August Sack einen Oberpräsidenten für die neue Provinz Pommern, welcher die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Insel Usedom maßgeblich prägen sollte.

Die großen Heringsschwärme, welche im Mittelalter den Wohlstand der Hansestädte mitbegründeten, schwammen wieder in der Ostsee, während es für die Bevölkerung in den Städten keinen günstigen Fisch zu kaufen gab. Die einzige Möglichkeit den Fisch lange haltbar zu machen, war es diesen in Fässern einzusalzen um sie zu den Kunden transportieren zu können. Steuerbefreites Steinsalz sollte die Lösung sein, mit denen die Provinzregierung beide Probleme gleichzeitig lösen wollten. An mehreren Stellen der Usedomer Ostseeküste begann man Fischerkolonien zu gründen, in denen die Fischer-Packhütten das wirtschaftliche Herz bilden sollten. In den heutzutage als Salzhütten bekannten Lagerhäusern lagerte man einst das Salz, welches für die Konservierung der Heringe notwendig war. Wenig war es nicht, was die Usedomer Fischer dafür benötigten, kamen doch auf ein Fass mit etwa anderthalbtausend Heringen bis zu fünfzig Kilogramm Salz. Durch die steuerliche Sonderbehandlung der Salzlieferungen wurde der Fisch für die Konsumenten erschwinglich.

Um eine gute Qualität des Salzherings garantieren, wurde der fangfrische Hering unmittelbar nach dem Anlanden unter staatlicher Kontrolle verarbeitet und verpackt. So ist die strandnahe Errichtung der Salzhütten zu erklären, die man heutzutage nicht mehr in vielen Orten vorfinden kann. Interessanterweise sind viele der heutigen Ostseebäder aufgrund einer einstigen Fischerkolonie entstanden, die Johann August Sack einst ins Leben rief. Seien es die zwei Kaiserbäder Ahlbeck und Heringsdorf, oder die im Inselnorden gelegenen Ostseebäder Karlshagen und Zinnowitz, ohne die damalige preußische Wirtschaftsförderung wäre auch die Geschichte des deutschen Badewesens wahrscheinlich anders verlaufen. Der Name des Ostseebades Heringsdorf zeugt noch heute von der einstigen Tätigkeit der damaligen Bewohner. Im Gegensatz zu den Salzhütten anderer Fischerkolonien blieben wenigstens einige der Koserower Salzhütten für die Nachwelt erhalten.

Bei den heute anzutreffenden Salzhütten handelt es sich aber nicht um die im Jahre 1820 errichteten Gebäude, denn diese wurden beim Ostseesturmhochwasser des Jahres 1872 ein Opfer der Fluten. Die heutigen Exemplare sind Ende des 19. Jahrhunderts errichtet worden, hatten für die Fischer aber immer weniger Nutzen. Nicht nur dass die Heringsströme wieder verschwanden, der Fischfang immer unrentabler wurde, die Entwicklung des Badewesens sollte sich für die einstigen Fischer eine viel lukrativere Geldquelle erschließen. Heutzutage nutzt man eine der erhalten gebliebenen Salzhütten um einen sehr speziellen Fang länger haltbar zu machen. Diese Salzhütte gilt nämlich als das offiziell kleinste Trauzimmer Mecklenburg-Vorpommerns. In einer anderen befindet sich ein kleines Museum, welches über die Geschichte der Koserower Fischer informiert, eine andere als Restaurant, in dem man den Fisch frisch zubereitet genießen kann, den die früheren Nutzer noch mit Salz haltbar gemacht hätten.