Anzeige
Viel Wohlstand hatte das kleine Dorf am Greifswalder Bodden seinen Bewohnern nicht zu bieten. Mit Landwirtschaft und Fischfang konnte Mitte des 19. Jahrhunderts wahrlich kein allzu gutes Einkommen erzielt werden. Von der Entwicklung des Badewesens an der Ostseeküste sollte aber auch Lubmin profitieren, deren Bewohner seit dieser Zeit ihre Häuser an Feriengäste vermieteten. Nachdem im Jahre 1886 Lubmin der Status eines Seebades anerkannt wurde, begann der Fremdenverkehr langsam aufzublühen. Wer hier Ruhe und Erholung suchte, fand diese in der unberührten Natur der Umgebung und konnte vom Strand aus fast den gesamten Greifswalder Bodden überblicken. Bei klarer Sicht breitet sich die Südküste der Insel Rügen vor den Augen der Betrachter ab. Am deutlichsten sind die Steilküsten der Halbinsel Mönchgut zu erkennen, die sich wie das Dörfchen Lubmin einst im Besitz des Klosters Eldena befand, die der Rosenstadt Putbus vorgelagerte kleine Insel Vilm ist demgegenüber deutlich schwieriger auszumachen. Die in östlicher Richtung befindliche Insel Ruden nimmt wiederum den Betrachtern den Blick auf die dahinterliegende Greifswalder Oie.
Der Ausblick auf die vorpommersche Inselwelt reichte aber bei weitem nicht aus, um sich wie andere Küstenorte zu einem mondänen Seebad zu entwickeln. Die ersten Jahre sollten recht ruhig verlaufen, schließlich bekam Lubmin erst im Jahre 1893 eine Postkutschenverbindung. Ein Bahnanschluss, von dem heutzutage noch das einstige Bahnhofsgebäude zeugt, sollte übrigens erst ein paar Jahre später erfolgen. Das im Jahre 1894 eröffnete Warmbad war noch nicht ausreichend attraktiv, um mit anderen Seebädern Vorpommerns mithalten zu können. Das änderte sich erst als um die Jahrhundertwende vermehrt Hotels und Pensionen errichtet wurden, in denen die Urlaubsgäste deutlich komfortabler wohnen konnten als in den kleinen Fremdenzimmern der Lubminer Fischerfamilien. Dank der Bahnverbindung stiegen die Besucherzahlen Jahr für Jahr, die aber auch mittels Schiffen ihr Reiseziel erreichen konnten. Bis zur Errichtung einer Seebrücke im Jahre 1928 existierten mehrere kleinere Anlegestellen am Strand, an denen die Reisenden anlanden konnten.
An diesen konnten aber keine größeren Schiffe halten, weshalb der Bau der Seebrücke die weitere touristische Entwicklung des Ortes positiv beeinflusste. Nun war es möglich von Lubmin aus die Insel Rügen und die Hansestadt Greifswald mittels einer Dampfschiffverbindung bequem zu erreichen. Aufgrund der schönen Strände sollte Lubmin eines der Lieblingsbäder der Greifswalder werden, welche die vorhandene Schiffsverbindung und die damals noch vorhandene Kleinbahn für ihre Ausflüge an die Ostsee nutzen. Diese Seebrücke war mit ihren zweihundertfünfundvierzig Metern Länge deutlich kleiner als das heutige Exemplar, welches mit dreihundertfünfzig Metern Länge zu den größten Seebrücken Mecklenburg-Vorpommerns zählt. Wie viele andere Bauwerke dieser Art überlebte die Lubminer Seebrücke die Zeiten der DDR nicht, so dass eine neue Seebrücke im Jahre 1992 eingeweiht wurde. Wie auch ihr schlicht gehaltener Vorgängerbau besitzt sie keine aufwendigen Aufbauten, wenn man vom Rettungsschwimmerhäuschen einmal absieht, welches sich am Anfang des Steges befindet.