Ukranenland Torgelow


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Ukranenland Torgelow

Ukranenland Torgelow


Noch heute findet man zahlreiche Zeugnisse der slawischen Besiedlung, von denen die Jaromarsburg am Kap Arkona das wohl bekannteste Bodendenkmal Mecklenburg-Vorpommerns darstellt. Geblieben sind neben den über das Land verstreuten Burgwällen auch zahlreiche Ortsnamen, welche auf die einstigen Bewohner der Region hinweisen. Bis weit ins Hinterland schlängelt sich der Fluss, der dem hier ansässigen slawischen Stamm der Ukranen nicht nur als Lebensader diente, die Flüsse waren die Autobahnen dieser Zeit, sondern auch seinen Namen verlieh. Im 7. Jahrhundert ließen sich die slawischen Siedler an den Ufern der Uecker nieder, die Burgwallinsel im Oberuckersee wurde dabei das Zentrum des Stammes. Viel weiß man nicht über die Ukranen, die schriftlichen Quellen aus dieser Zeit fallen recht dürftig aus. Bekannt ist aber die Niederlage der zwischen Uecker und Oder beheimaten Stämme der Ukranen und Retschanen, welche im Jahre 934 durch den deutschen König Heinrich I. unterworfen wurden. In späteren Jahrhunderten sollten die tributpflichtig gewordenen Slawen sich mit den durch die deutsche Ostsiedlung in die Region gekommenen deutschen Siedlern assimilieren und in ihrer Kultur aufgehen.

Mit der Frage wie die Ukranen einst gelebt haben, beschäftigt sich das Freilichtmuseum Ukranenland mit seiner Ausstellung. Ein Besuch des Ukranenlandes ist in gewisser Weise eine Zeitreise in eine Epoche, als die slawischen Ukranen noch ihre eigenen Götter anbeteten und noch nicht von den christlichen Missionaren heimgesucht waren. Am Ufer der Uecker war für sie der beste Platz um eine neue Siedlung zu gründen. Umgeben von einer schützenden Holzpalisade errichteten sie die Wohnhäuser, Ställe und Werkstätten, die sich von den Gebäuden der germanischen Stämme deutlich unterschieden. Während die Germanen sogenannte Langhäuser errichteten, die über fünfzig Meter lang sein konnten und Wohnraum und Ställe unter einem großen Dach vereinte, fiel die Bebauung in den slawischen Siedlungen deutlich kleinteiliger aus. Die Häuser der Slawen waren meist nur mehrere Meter breit und dienten hauptsächlich nur für einem Zweck, so dass es zu einer räumlichen Trennung von Wohnhäusern, Lagerhäusern, Ställen und Werkstätten kam.

In der früheren Besiedlungszeit waren noch die sogenannten Grubenhäuser verbreitet. Für dies hob man eine bis zu einem Meter tiefe Grube aus, verdichtete den Boden mit gestampften Ton, verkleidete die aus Holz gefertigten Seitenwände mit Lehm und versah das ganze Bauwerk mit einem Dach aus Reet. Eine allzu große Lebensdauer war diesen Häusern nicht vergönnt, schon nach relativ wenigen Jahren war das verbaute Holz marode und die Bewohner mussten sich eine neue Unterkunft errichten. Später traten die sogenannten Flechtwandhäuser auf, für die man nicht mehr in die Tiefe gehen musste. Die Seitenwände dieser Gebäude wurden aus Flechtwerk errichtet, welches anschließend mit Lehm verputzt wurde. Die dann in der spätslawischen Zeit verbreiteten Blockhäuser waren nicht nur deutlich größer als die zuvor gebräuchlichen Haustypen, sie besaßen meist zwei Räume und verfügten auch schon über Fensteröffnungen. Während die Uecker den Verbindungsweg zu den benachbarten Siedlungen darstellte, waren es in der Siedlung selbst die hölzernen Bohlenwege, über welche man von Haus zu Haus gelangte.

Über diese Bohlenwege wandert man auch, wenn man das slawische Dorf auf eigene Faust erkundet. Nachdem man das große Tor passiert hat, welches den einzigen landseitigen Zugang zum Dorf darstellt, eröffnet sich für die Besucher eine völlig andere Welt. Während in den Museen die bei Ausgrabungen gefundenen Exponate in Vitrinen präsentiert werden, findet man im Ukranenland historisch korrekte Nachbildungen an ihrem ursprünglichen Einsatzort. Schaut man in die in verschiedenen Epochen verbreiteten Wohnhäuser, kann man sich nicht nur bildlich vorstellen, wie die Ukranen einst gelebt haben, sondern erkennt auch eine gewisse Zunahme an Lebensqualität. diese äußert sich in einer höherwertigen Ausstattung der Blockhäuser, die unter anderem über eine große Feuerstelle und deutlich komfortablere Schlafplätze verfügten. Interessant ist auch der Blick in die verschiedenen Werkstätten der Siedlung. Ob Töpferei, Weberei oder Schmiede, in historischen Gewändern gekleidete Handwerker lassen sich bei ihren Tätigkeiten über die Schultern schauen und verstärken so den Eindruck, den die Besucher vom Leben der einstigen Ukranen erhalten können.

Vergessen sollte man aber nicht die Flotte mit den Schiffen zu erwähnen, welche nach historischen Funden in der Werft des Museums gefertigt wurden. Um das Jahr 900 herum hat man das Schiff gebaut, dessen Überreste im Jahre 1967 vor Ralswiek gefunden wurden, was in früheren Zeiten Zeit ein wichtiger Handelsplatz für den Austausch zwischen Slawen und Wikingern war. Auf dem Namen Svarog sollte im Mai des Jahres 1997 der erste je in Deutschland realisierte Nachbau eines slawischen Schiffes getauft werden. Ein Jahr später konnte auch die Svantevit ins Wasser gelassen werden, deren Form auf einen Bootsfund im polnischen Charbrow beruht, der aus der Zeit um das Jahr 1100 stammt. Das Vorbild für die Agnes stammt übrigens aus dem Mittelalter, ist also alles andere als slawisch. Wer wissen möchte, wie die Slawen ihre Umgebung erkundeten, kann dieses einer Fahrt auf der Uecker erfahren, welche das Museum seinen Besuchern anbietet. Heutzutage würde fast nur noch die Uecker an die einstigen Bewohner der Region erinnern, wäre nicht das Ukranenland, welches in den Monaten von Mai bis Oktober das Tor in eine frühere Zeit öffnet.

Adresse Jatznicker Straße 31 – 17358 Torgelow
Homepage www.ukranenland.de
Öffnungszeiten Mai bis Oktober 10:00 – 17:00 Uhr