Seemannskirche Prerow


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Seemannskirche Prerow

Seemannskirche Prerow


Es gab Zeiten in denen man als Schiffsbrüchiger viel Glück haben musste, um aus seiner Seenot gerettet zu werden. Dank des geltenden Strandrechts gehörten die Dinge welche an den Strand gespült wurden den mehr oder weniger ehrlichen Findern. Wenn nicht genug Schiffe in Seenot gerieten, sorgten die Bewohner ärmerer Landstriche mit falschen Leuchtfeuern selbst dafür. Berüchtigt dafür waren die Bewohner des Mönchgut, welche gerne mal das eine oder andere Schiff auf Grund laufen ließen. Auch an anderen Küstenstreifen nutzten die Bewohner diese Einnahmequelle gerne, wobei sie wohl auch manchmal etwas nachhelfen mussten, dass es keine Überleben gab, denn nur wenn es keinen Besitzer gab, war das angeschwemmte Strandgut herrenlos und konnte in den Besitz des Finders übergehen. Dass diejenigen Seeleute, welche Schiffbruch erlitten haben und aus dieser Situation gerettet wurden, überaus dankbar waren, dürfte wohl einleuchtend sein. Aus diesem Grund stifteten sie ihren Kirchengemeinden sogenannte Votivschiffe, mit denen sie symbolisch Schutz für sich und ihre Schiffe erbaten. Da viele Prerower einst als Seeleute und Kapitäne ihren Lebensunterhalt verdienten, fanden auch mehrere Votivschiffe einen würdigen Platz in ihrer Kirche.

Noch heute zeugt der Name Kirchort von der Existenz einer einstigen Kirche die sich wie die Insel Zingst im Besitz des Zisterzienserklosters Neuenkamp befand. Mehr als der Name der Gemarkung ist von dem hölzernen Kirchenbau aber nicht geblieben, für den Standort der Seemannskirche suchte man sich einen Bauplatz etwas weiter westlich. Obwohl die Prerower Seemannkirche offiziell das älteste Gebäude auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist, ist sie deutlich jünger als sie den Anschein nach sein könnte. In den Jahren von 1726 bis 1728 begann man mit der Errichtung einer neuen Kirche, die wohl aus Kostengründen als eine Fachwerkkirche ausgeführt wurde. Da die alte Holzkirche durch eine Sturmflut beschädigt wurde, verlegte man den Bauplatz auf eine etwas höher gelegene Stelle. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gehörte das durch die Kriegswirren fast völlig zerstörte Vorpommern zum schwedischen Königreich, Gelder für aufwendige Kirchenneubauten waren nicht vorhanden, die Verwendung von Fachwerk war für die verarmten Bauherren die preiswerteste Lösung.

Aus dieser Phase stammt übrigens noch der Kirchturm, der hinter seiner hölzernen Außenfassade über Fachwerksmauern verfügt. Das Kirchenschiff selbst zeugt vom wachsenden Wohlstand, den die Prerower durch die Segelschifffahrt erlangen konnten, die diesen in einen repräsentativen Umbau ihres schlichten Gotteshauses zu einer steinernen Hallenkirche investierten. Schon ein paar Jahre nach der Errichtung der Kirche begann man Stück für Stück mit dem Umbau, der sich bis ins Jahr 1830 hinziehen sollte. Äußerlich besitzt die Prerower Seemannskirche über wenige schmückende Elemente und wirkt relativ schlicht, demgegenüber steht die barocke Pracht mit der die Kirche ihre Besucher erwartet. Für den Altar verpflichteten die Prerower den Stralsunder Bildhauer Elias Keßler, dessen Spuren man in zahlreichen Kirchen Vorpommerns wiederfinden kann. So stehen einige seiner aufwendig gestalteten Arbeiten beispielsweise in der Michaelkirche Sagard, der Johanniskirche Lassan, der Marienkirche Loitz, der Pfarrkirche Altenkirchen oder der Dorfkirche Landow.

Viele Stücke der Inneneinrichtung wurden von Seeleuten gestiftet, die vor Prerow gestrandet sind. So stammt der gläserne Kronleuchter von einer Schiffsbesatzung, die um das Jahr 1800 vor der Küste in Seenot geraten waren und gerettet werden konnten. Weniger Glück hatte der dänische Seemann dessen Familie der Kirche ein Bild stiftete, nachdem er auf dem Friedhof der Kirche seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Heute findet man dieses über dem südlichen Eingangsportal der Kirche. Auch andere Einrichtungsgegenstände der Seemannskirche haben einen maritimen Charakter. Viele davon haben eine Geschichte zu erzählen, eine Geschichte die vom Meer handelt und den mutigen Seeleuten, welche den oft stürmischen Wellen trotzten und dabei ihr Leben riskierten. Auch ein Besuch des Friedhofes lohnt sich für geschichtsinteressierte Besucher. Viele der alten Grabsteine erzählen die Geschichten früherer Bewohner und unglückseliger Seeleute, welche in den stürmischen Fluten der Ostsee ihr Leben verloren.