Zugbrücke Greifswald-Wieck


Anzeige

Zugbrücke Greifswald-Wieck

Zugbrücke Greifswald-Wieck


Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Hansestadt Greifswald zählt neben der Klosterruine Eldena auch die hölzerne Zugbrücke im Ortsteil Wieck. Auf dem ersten Blick würde man keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Bauwerken vermuten, doch verbindet sie beide der Ryck. Das klingt erst einmal sehr merkwürdig, da das Kloster heutzutage relativ weit vom Wasser entfernt ist. Das war aber bei der Gründung des Klosters durch die Zisterzienser im Jahre 1199 noch anders, denn damals befand sich das Kloster noch in unmittelbarer Nähe des Hilda-Flusses, wie der Ryck zur damaligen Zeit noch hieß. An der Stelle wo sich heutzutage die Zugbrücke befindet, war noch bis etwa zum Jahre 1300 noch Festland. Um diesen Zeitpunkt etwa erwarb die Stadt Greifswald einen Landstreifen nördlich des ursprünglichen Flussufers.

Um eine bessere Zufahrt zum Greifswalder Hafen bekommen zu können, war es notwendig den Flussverlauf des Ryck zu begradigen und zu vertiefen. Zudem errichtete man an der neuen Mündung des Flusses einen Vorhafen, von dem aus die Schiffe in den Hafen von Greifswald gezogen wurden. An diese Tatsache erinnert heutzutage noch die Bezeichnung Treidelpfad des etwa fünf Kilometer langen Wanderweges, welcher vom Museumshafen Greifswald den Ryck entlang zum Hafen von Greifswald-Wieck führt. Die ursprüngliche Mündung des Ryck wurde etwa zweihundertfünfzig Jahre später endgültig zugeschüttet. Das war seinerzeit notwendig geworden, da es durch diese zwei existierenden Mündungsarme zu einer stärkeren Versandung kam, welche den Schiffverkehr auf dem Ryck behinderte. Diese Maßnahme brachte aber nicht viel, denn auch heutzutage muss der Ryck noch alle paar Jahre ausgebaggert werden, damit er weiterhin schiffbar bleibt.

Der Verkehr über den Ryck wurde jahrhundertelang mit Hilfe einer Fähre bewerkstelligt. Diese befand sich an der Stelle der heutigen Zugbrücke. An diese Zeit erinnert heutzutage nur noch wenig. Einzig allein der Name des Restaurants Zur Fähre, welches im ehemaligen Wohnhaus der früheren Wiecker Fährschiffer untergebracht ist, weist auf die frühere Existenz einer Fährverbindung über den Fluss hin. Zum Ende des 19. Jahrhunderts erhöhte sich aufgrund des Bevölkerungswachstums in den umliegenden Ortschaften der Bedarf an Überfahrten deutlich, so dass es notwendig war hier eine Brücke zu errichten, um dem gestiegenen Verkehrsaufkommen gerecht zu werden. Also beauftrage man die in der Stadt Greifswald beheimatete Werft August Spruth mit der Errichtung einer hölzernen Zugbrücke nach holländischem Vorbild. Die Errichtung der Zugbrücke ging relativ schnell vonstatten, so dass sie am 25. Juli des Jahres 1887 bei einem feierlichen Festakt eingeweiht werden konnte. Von diesem Zeitpunkt an war die seit vielen Jahrhunderten bestehende Fähre über den Ryck endgültig überflüssig geworden.

Mit ihrem Alter von inzwischen über hundertzwanzig Jahren ist die Zugbrücke in Greifswald-Wieck nicht nur die älteste hölzerne Zugbrücke in Deutschland, sondern auch eine der ältesten hölzernen Brücken in der Welt. Das hohe Alter der Wiecker Brücke lässt aber auch ihre jährlichen Wartungskosten steigen, da zum einen das Holz als Baumaterial mit den Jahren verrottet, zum anderen gibt es weitere Belastungen durch ein relativ hohes Verkehrsaufkommen, welche die Bausubstanz der Brücke zusätzlich schädigen. Für das Überfahren der Brücke gibt zwar nur für Einwohner von Wieck und Ladebow beziehungsweise Krankenwagen Ausnahmegenehmigungen, es versuchen aber trotzdem immer wieder Ortsunkundige die Hinweisschilder zu ignorieren und die Brücke zu überqueren. Während auf der Nordseite der Wiecker Brücke ein Hinweisschild steht, an der Südseite aber ein absenkbarer Poller befindet, scheitern sie aber spätestens an dieser Stelle. Sollte man also als Ortsfremder mit dem Auto zum nördlich des Ryck gelegenen Teil von Greifswald-Wieck wollen, besteht daher nur die Möglichkeit über die Ladebower Chaussee hierher zu gelangen.

Für den Fußgängerverkehr und Radverkehr ist die Zugbrücke in Greifswald-Wieck aber für jeden geöffnet, wenn man einmal von den üblichen Brückenöffnungszeiten absieht. Die Brückenöffnungszeiten sind aber saisonal unterschiedlich, da es im Winter deutlich weniger Schiffverkehr auf dem Ryck gibt. Während der Saison, welche von April bis September geht, wird die hölzerne Zugbrücke während des Tages stündlich für die notwendigen Schiffsdurchfahrten geöffnet. Für gewöhnlich dauert ein Brückenzug dann etwa zehn bis fünfzehn Minuten, je nachdem wie viele Schiffe die Brücke passieren wollen. Der erste Brückenzug erfolgt in diesen Monaten um 9:00 Uhr, der letzte Brückenzug um 20:00 Uhr. Während der übrigen Zeit erfolgen die Brückenzüge nicht mehr so regelmäßig und wenn auch nur bei Bedarf. Diese Brückenzüge sind im Übrigen nicht nur notwendig für die Schifffahrt auf dem Ryck, sie bieten den Besuchern von Greifswald-Wieck auch die Möglichkeit, einmal zu sehen, wie so ein technisches Denkmal überhaupt funktioniert. Die Schiffsdurchfahrtsbreite der etwa fünfundfünfzig Meter langen und siebeneinhalb Meter breiten Zugbrücke beträgt übrigens 10,7 Meter.

Sollte man das kleine Fischerdörfchen Wieck besuchen wollen, bietet es sich nach unserer Erfahrung an, dieses unter der Woche zu tun, denn an den Wochenenden es hier deutlich voller als an den Werktagen, da Wieck und Eldena nicht nur für viele Greifswalder ein beliebtes Ausflugsziel darstellt. An den Werktagen ist daher auch die Anzahl der potentiellen Besucher deutlich kleiner, welche dann über die Brücke strömen würden. So bieten sich an diesen Tagen deutlich mehr Gelegenheiten, sich die Zugbrücke und ihre Konstruktion etwas genauer anzuschauen. Die Wiecker Brücke und ihre nähere Umgebung dienten in den vergangenen Jahrzehnten des Öfteren als Kulisse für Filmaufnahmen. Der bekannteste Streifen dürfte der von der DEFA mit Chris Doerk und Frank Schöbel gedrehte Film Heißer Sommer sein, welcher in der DDR sogar einen Kultstatus erlangte. Sollte man den maritimen Charakter der Hansestadt Greifswald erfahren wollen, dann reicht ein Besuch im Museumshafen der Stadt nicht aus. Man muss bei seinem Aufenthalt in Greifswald auch das kleine Fischerdörfchen Wieck mit seinen reetgedeckten Häusern und der historischen Zugbrücke gesehen haben.