Alte Burg Penzlin


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Alte Burg Penzlin

Alte Burg Penzlin


Wenn man heutzutage über die enge und steile Treppen in den tiefen Keller der Alten Burg in Penzlin hinabsteigt, kann man nur noch schwer erahnen, welche dramatischen Szenen sich in früheren Jahrhunderten hier abgespielt haben müssen. Soweit müssen wir aber nicht in die Geschichte zurückblicken, denn der letzte Hexenprozess in Mecklenburg fand seinerzeit auf der Burg Stargard im Jahre 1726 statt. Die beiden mecklenburgischen Herzogstümer waren im 17. und 18. Jahrhundert nur noch sehr dünn besiedelt, die etwa viertausend nachgewiesenen Hexenprozesse während dieser Zeit, lassen diesen Landstrich in einem anderen Licht erscheinen, denn somit gehörte Mecklenburg qualitativ zu den führenden deutschen Ländern bei der damaligen Hexenverfolgung. Einen passenderen Ort für die Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels der mecklenburgischen Landesgeschichte als den original erhaltenen Hexenkeller in der Alten Burg in Penzlin wird man in Mecklenburg-Vorpommern wohl nicht finden können.

Die Alte Burg ist sich ist aber auch als Bauwerk interessant, da bei dieser trotz einiger späterer Umbauten, noch wesentliche Teile der einstigen mittelalterlichen Burganlage noch erhalten geblieben sind. Als man die Burg Anfang des 13. Jahrhunderts errichtete, erbaute man sie auf den Überresten einer ehemaligen slawischen Burganlage, deren einstiger Erdwall die heutige Burg noch sichtbar umgibt. Zur Zeit ihrer Errichtung hatte die Burg in Penzlin noch eine relativ wichtige Bedeutung, denn damals diente sie neben der Burg in Werle als Residenz für die Fürsten von Werle. Nachdem das einstige Fürstengeschlecht derer von Werle ausgestorben war und ihre Ländereien an Mecklenburg fielen, gelangte die Stadt Penzlin und die Burg Anfang des 16. Jahrhunderts an die Familie von Maltzahn, welche an der Burg einige Umbauten vornahmen. So errichteten sie ungefähr in Mitte des 16. Jahrhunderts auch den sogenannten Hexenkeller, welcher heutzutage das Herzstück des in der Burg beheimateten Museums für Hexenverfolgung und Magie darstellt.

Während des Dreißigjährigen Krieges kam es auch bei dieser Anlage zu Zerstörungen. Die Alte Burg in Penzlin verfiel in den folgenden Jahren immer mehr, was diese Burganlage schließlich völlig unbewohnbar werden ließ. Daher entschlossen sich die Maltzahns Anfang des 19. Jahrhunderts in der unmittelbaren Nähe der Alten Burg mit dem Schloss Neue Burg eine neue Residenz errichten zu lassen. Die Alte Burg zerfiel anschließend zwar weiter, entkam aber dem Schicksal anderer Burgen in Mecklenburg-Vorpommern, welche durch ihre einstigen Eigentümer zu Schlössern und Herrensitzen umgebaut wurden. So war der ursprüngliche mittelalterliche Charakter des Bauwerks immer noch erhalten, als im Jahre 1941 die Stadt Penzlin die verfallene Burganlage aufkaufte und dieses seither als Museum nutzte. Nach der Wende begann man die gesamte Anlage umfassend zu sanieren. Anhand der verbauten Ziegelsteine kann man die ausgebesserten Stellen in der Burgmauer und den Gebäuden gut erkennen.

Neben dem Hexenkeller gibt es einige bauliche Besonderheiten, welche sich gut erhalten haben. Im Inneren des Hauptgebäudes der Burg findet man eine sogenannte Schwarze Küche. Als Schwarze Küchen bezeichnet man die Räumlichkeiten in Gebäuden, in welchen seinerzeit über offenem Feuer die Mahlzeiten zubereitet wurden. Diese Küchen besaßen zudem keine eigenen Fensteröffnungen. Der durch das offene Feuer verursachte Rauch zog über eine Öffnung in der Decke nach draußen ab. Durch den sich an der Decke der Küche ablagernden Ruß wurde diese völlig schwarz und gab so den Küchen dieses Bautyps ihren bezeichnenden Namen. In der Schwarzküche der Penzliner Burg befindet sich die Feuerstelle mittig im Raum, welcher im Übrigen so hoch wie das Gebäude ist, in der sich die Küche befindet. aufgrund der fehlenden Fensteröffnungen ist es in diesem Raum relativ dunkel, das einzige Licht fällt durch die geöffnete Tür in diesen Raum. In der Dunkelheit kann aber in der Decke die Öffnung für den Rauchabzug gut erkennen. Zahlreich vorhandene historische Küchenutensilien lassen den Besuchern die frühere Funktionalität der ehemaligen Burgküche erkennen. Wenn es ein brennendes Feuer in der Herdstelle geben würde, könnte man die Arbeitsbedingungen des früheren Küchenpersonals noch realistischer erleben. Den aufsteigenden Rauch der Herdstelle nutzte man in früheren Zeiten gleich mit zum Räuchern von Fleisch und Wurstwaren, welche man dafür hoch im Raum aufhängte. Ein weiterer gut erhaltener Raum der Burg ist der ehemalige Rittersaal, welcher heutzutage das Standesamt der Stadt Penzlin befindet. Zur Zeit der Hexenverfolgungen in Mecklenburg diente dieser Saal übrigens auch als Gerichtssaal bei den örtlichen Hexenprozessen.

Alte Burg Penzlin

Alte Burg Penzlin

Das eigentliche Ziel bei einem Ausflug zur Alten Burg Penzlin befindet sich aber gut versteckt unter einer Falltür im Boden. Hinunter in die Kellergewölbe führt nur eine steile und enge Treppe. Wer zur damaligen Zeit hier gegen seinen Willen hinuntergebracht wurde, kam eigentlich nur noch einmal wieder ans Tageslicht. Nämlich dann, wenn das voraussehbare Urteil des Hexenprozesses schuldig lautetet und man auf den Scheiterhaufen gebracht wurde. In der Burg gibt es zwei Kellergewölbe, die man hier tief unter der Erde besichtigen kann. Das erste der beiden Gewölbe, in das man gelangt, ist die sogenannte Folterkammer. Hier wurden damals die angeblichen Hexen mit der Hilfe verschiedenster Folterinstrumente zu einem Geständnis gezwungen. In der Folterkammer sind zahlreiche nachgebaute Folterinstrumente ausgestellt und beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild über deren Verwendungsweise machen kann. Eine weitere steile Treppe führt ein paar Meter tiefer zu den Hexenverliesen. In dem Gewölbe finden sich mehrere Nischen in der Wand, in denen seinerzeit die bedauernswerten Opfer der Hexenverfolgungen angekettet wurden. Diese Nischen befinden in ungefähr einem Meter Höhe über dem Erdboden und wurden mit einer Tür verschlossen, welche die vermeintlichen Hexen in absoluter Dunkelheit verharren ließen, bis sie zu einer erneuten Vernehmung in die höher gelegene Folterkammer gebracht wurden. Die in der Burg erhalten gebliebenen Hexenverliese sollen übrigens einzigartig in Europa sein.

Während der Hexenkeller und die Folterkammer der Alten Burg Penzlin einen guten Einblick in die Art und Weise die sogenannte Wahrheitsfindung bei den früheren Hexenprozessen bieten, kann man sich in der übrigen Ausstellung des Museums für Hexenverfolgung und Magie nicht nur über die Grundlagen der Hexenprozesse, sondern auch über die Schicksale einzelner verurteilter Frauen und interessante Details ihrer Prozesse informieren. Bei einer näheren Betrachtung dieser behandelten Fälle fällt deutlich auf, dass die Hexenprozesse hauptsächlich nicht, wie es vieleicht zu vermuten wäre, durch die Kirche initiert wurden, sondern die als Hexen angeklagen Frauen der Hexenverfolgung eher ein offensichtliches Opfer neidischer Konkurrentinnen gewesen sind, welche diese aus niedrigen Motiven heraus als Hexen angezeigt haben. Der Anteil an Frauen bei den Hexenprozessen war überproportional hoch, es kam zu dieser Zeit aber auch zu Prozessen gegen Kinder und Männer, welche bezichtigt wurden als Hexer aktiv gewesen zu sein. Der Schauder dieser grausamen Episiode in der Geschichte von Mecklenburg-Vorpommern lockt übrigens jedes Jahr über dreißigtausend Besucher in die kleine mecklenburgische Kleinstadt. Damit auch die kleineren Besucher etwas vom Besuch haben, findet man vor der Burg einen Spielplatz, bei dem auf das Thema Hexen thematisch eingegangen wurde. Aufgrund der Unterbringung des Museums in den historischen Gemäuern der Burganlage, ist die Ausstellung nicht barrierefrei.

Die kleine Stadt Penzlin ist übrigens auch sehr gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Von Neubrandenburg sind es nur etwa fünfzehn Kilometer, welche man auf dem Radrundweg namens Eiszeitroute zurücklegen kann, welcher über Alt Rehse direkt nach Penzlin führt. Von Penzlin aus kann man dann über Ankershagen, wo sich das interessante Heinrich-Schliemann-Museum befindet, direkt nach Waren an der Müritz radeln. Man könnte aber auch, wenn man auf dem Tollensesee-Radrundweg unterwegs sein sollte, einen Abstecher nach Penzlin machen. Die Radwege nach Penzlin sind recht gut ausgebaut, beziehungsweise ist kein allzu großer Autoverkehr auf den dorthin führenden Landstraßen vorhanden.