Deutsches Meeresmuseum Stralsund


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Deutsches Meeresmuseum Stralsund

Deutsches Meeresmuseum Stralsund


Als Prof. Dr. Otto Dibbelt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Natur-Museums in seiner Heimatstadt Stralsund begründen wollte, musste er sich noch mit übersichtlichen siebzig Quadratmeter Fläche zufriedengeben, denn mehr Platz wollte man ihm und seinem neuen Museum anfangs nicht zugestehen. Ihm gelang es trotz der widrigen Umstände, welche in der Nachkriegszeit herrschten, immer mehr Leute von seiner Idee zu begeistern, so dass sich am 24. Juni des Jahres 1951 die Türen des Stralsunder Natur-Museums zum ersten Mal für die Besucher öffnen konnten. Der Höhepunkt der Ausstellung war schon damals das riesige Skelett eines Finnwals, welcher im Sommer des Jahres 1899 an der pommerschen Küste tot aufgefunden wurde, und von ihm für seine private naturkundliche Sammlung erworben wurde. Diese Sammlung bildete übrigens auch den Grundstock der Museumssammlung, welche durch zahlreiche Spenden und Zukäufe stetig vergrößert wurde. Dibbelt war seines Zeichens aber ein so eifriger Sammler, dass er keine Fokussierung auf ein bestimmtes Thema verfolgte. Diese Fokussierung auf das Meer und seine Bewohner geschah erst unter der Führung seines Nachfolgers Dr. Sonnfried Streicher, welcher aus dem ursprünglichen Natur-Museum das Meereskundliche Museum Stralsund formte.

Ab dem Jahre 1968 kannte man das neue Museum nur noch als das Meereskundemuseum Stralsund. Mit den Jahren wuchs die Ausstellung des Museums immer weiter an und wurde im Jahre 1974 um das Thema Fischerei ergänzt, wodurch nun der offizielle Name auf Museum für Meereskunde und Fischerei ergänzt wurde. Dank der guten Beziehungen des Museums zur Handelsmarine der DDR konnte der Bestand an exotischen Exponaten massiv ausgebaut werden. Durch diese Aktivitäten konnten im Jahre 1975 die ersten Meeresaquarien aufgestellt werden, die seitdem die Ausstellung mit einem Einblick in die exotische Tierwelt der südlichen Weltmeere bereicherten. Spätestens hier kann man die Grundlagen des großen Erfolges finden, welche das Meereskundemuseum Stralsund zum beliebtesten Museum der DDR machte, denn es gab kein anderes Museum in der DDR, welches mehr Besucher im Jahr anlocken konnte. Wenn man in diesen Zeiten einen der knappen FDGB-Plätze für einen Ostseeurlaub ergattern konnte, gehörte man genauso zum begeisterten Besucherkreis, wie die Schüler, die auf einer Klassenfahrt die vielfältige Welt der Meere für sich entdecken konnten.

Das Meeresmuseum in Stralsund, wie das Stralsunder Museum nun offiziell heißt, konnte seinen Erfolg auch nach dem Mauerfall beibehalten und gründete mit dem Nautineum auf dem Dänholm oder das Natureum am Darßer Ort mehrere Außenstellen. Die größte Außenstelle des Museums ist aber das im Jahre 2008 auf der Stralsunder Hafeninsel eröffnete Ozeaneum. Wer das Meeresmuseum noch aus früheren Tagen her kennt, der wird sich an viele Exponate erinnern können, welche man auch heutzutage bei einem Rundgang zu sehen bekommt. Das größte technische Exponat steht beispielsweise immer noch vor dem Eingangsbereich und zeugt von dem Beginn des Aufbaus einer eigenen Fischereiflotte für die DDR. Die SAS 95 Adolph Reichwein ist ein siebzehn Meter langer hochseetauglicher hölzerner Fischkutter, der seinen Heimathafen einst in Sassnitz auf der Insel Rügen hatte, bevor er hier vor dem Museum aufgestellt wurde.

Bei der Gestaltung des Meeresmuseum hat man auch schon zu Zeiten der DDR auf die historische Bausubstanz des ehemaligen Katharinenklosters Rücksicht genommen und eine Stahlkonstruktion in die Halle der dreischiffigen Klosterkirche eingebracht, der die Böden der oberen beiden Ausstellungsebenen trägt. Bei einem Rundgang durch die Ausstellungsräume des Meeresmuseums kann man sich daher auch mit der gotischen Architektur des Bauwerkes beschäftigen, der man ungewohnt nahe kommen kann. Trotz allen Denkmalschutzes wurde aber auch an die Bedürfnisse älterer und behinderter Bürger gedacht und die Räumlichkeiten des Museums barrierearm gestaltet, indem unter anderen zwei Aufzügen eingebaut wurden. Mit dem einen Fahrstuhl kann man in die oberen Ausstellungsräume gelangen, mit dem Zweiten zu den Aquarien, welche sich im Kellergewölbe des Katharinenklosters befinden. Behindertengerechte Toiletten sind unter anderem im Eingangsbereich des Museums zu finden.

Der Rundgang durch das Museum beginnt mit einer Vorstellung der grundlegenden Funktionen der Meere. Anhand eines anschaulichen Modells kann man beispielsweise sehen, wie hoch der Anteil des Salzes im Meerwasser eigentlich ist. Um zu verstehen, was das Museum mit den ausgestellten Exponate erklären will, muss man keine langen erklärenden Texte lesen, denn viele der ausgestellten Objekte sprechen für sich. Daher ist das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund für alle Generationen geeignet, denn Erwachsene können anhand der Schautafeln noch einiges Interessantes erfahren, während kleinere Kinder vieles für sich entdecken können, ohne das sie schon Lesen können. Nachdem man den Eingangsbereich mit den grundlegenden Erklärungen verlassen hat, kommen schon die ersten Aquarien, welche man auf dem Rundgang durch die Ausstellung zu Gesicht bekommt. Die Exotischen Fische in den Bassins mit den Unterwasserwelten der Korallenriffe Ozeaniens faszinieren noch heutzutage die Besucher des Museums, genau wie zu den Zeiten, als sie den DDR-Bürgern einen Einblick in fremde Regionen der Welt gab.

Beim Aufstieg zur nächsten Ebene sollte man den Blick nach Oben schweifen lassen, den dort hängt an der Decke das riesige Skelett eines jungen Finnwales, welcher Mitte des 19. Jahrhunderts vor der Küste der Insel Rügen verendete. Das Gewicht des Skelettes beträgt nach Angaben des Museums gut eine Tonne, was noch recht wenig ist, wenn man das mit dem Gesamtgewicht eines ausgewachsenen Blauwals vergleicht, welcher hundertdreißig Tonnen schwer werden kann. Auch ein paar andre Exemplare anderer Walarten kann man sehen und einen direkten Vergleich bekommen. Während man im Meeresmuseum nur die Skelette miteinander vergleichen kann, werden im Ozeaneum Modelle verschiedener Wale gezeigt. Strandungen von Walen, die eigentlich nicht in der Ostsee leben, an der pommerschen Küste sind keine Seltenheit, schon im Mittelalter sind solche Funde belegt. Ein prominenter Fund aus dieser wurde seinerzeit in mehreren vorpommerschen Kirchen künstlerisch dokumentiert, wobei der gemalte Wal in der Greifswalder Marienkirche wohl das bekannteste Beispiel davon ist.

Weiter geht es mit einem Ausflug in die Geschichte der Fischerei. Schon in den frühen Gesellschaften der Steinzeit fing der Mensch an sich seine Nahrung auch aus dem Flüssen und Seen zu beschaffen. Erhalten geblieben sind aus dieser Zeit einige Einbäume, von denen man auch ein Exemplar beim Rundgang durch die Ausstellung bewundern kann. Über den Fischfang der Antike über dem des Mittelalters bewegt sich die Präsentation hin zu den modernen Fischtrawlern, mit welchen heutzutage die Fische gefangen werden. Bevor es aber zu diesen riesigen Schiffen geht, bekommt man einen Einblick in die harten Arbeitsbedingungen der Fischer, wie sie jahrhundertelang in den Regionen an der deutschen Ostseeküste existierten. Von diesen zeugen eine Auswahl an historischen Utensilien wie beispielsweise verschiedene Fischerboote, deren Formen sich von Region zu Region unterschied, oder unterschiedlichsten Fischernetzen. Der Einblick in die Geschichte der Hochseefischerei der DDR ist auch ein Ausflug in die Geschichte der DDR, denn die Entwicklung der Schiffe bietet eine Vorstellung des technischen Fortschritts während dieser Zeit. Aber auch die Beziehung des Menschen mit dem Meer wird hier beleuchtet.

Unter der gotischen Gewölbedecke der ehemaligen Klosterkirche befindet sich anschauliche Vitrinen mit den verschiedensten Meeresbewohnern. Der Schwerpunkt liegt zwar auf der Vorstellung einheimischer Vogelarten und Säugetiere, welche ihren Lebensmittelpunkt in und an der Ostsee haben, die Ausstellung des Deutschen Meeresmuseums zeigt aber auch exotische Tiere, wie beispielsweise Eisbären. Viele Vitrinen zeigen die lebensecht wirkenden Tierpräparate in einer angedeuteten Umgebung, welche ihre gewöhnlichen Lebensräume darstellen. Bei den Bewohner der Ostsee befinden sich zwar auch einige Exemplare, welche sich eher selten in den südlichen Teil der Ostsee verirren, wie beispielsweise einige Robbenarten, die Fokussierung liegt hier aber auf der Präsentation von Tieren, welche man auch bei einer Wanderung durch den Nationalpark Vorpommersche Boddenküste beobachten können. So gibt es einen Einblick in eine typische Kranichkolonie, die man beispielsweise bei einer geführten Exkursion zum Pramort sehen kann.

Der wohl beliebteste Abschnitt des Stralsunder Meeresmuseum ist zweifelsfrei der Aquarienkeller. Hier findet man zahlreiche nachgestellte Unterwasserwelten, in denen man den Besuchern die verschiedensten Meere und ihre typischen Bewohner vorstellt. Unter anderem kann man hier exotische Korallenriffe mit ihren schwimmenden Bewohnern und in einem der größten Becken des Meeresmuseums verschiedenen Haien ihre Runden drehen sehen. Aber auch Meeresschildkröten und die nicht nur bei kleinen Kindern beliebten Seepferdchen kann man hier entdecken.

Wenn man vor der Frage steht, was man an einem regnerischen Tag in Stralsund machen kann, dann empfiehlt es sich neben einem Besuch des Meeresmuseums auch das Ozeaneum anzuschauen. Hierfür gibt es ein spezielles Kombinationsticket, mit dem man beide Museen besichtigen und dabei ach noch ein paar Euros sparen kann. Beide Ausstellungen sind aufgrund ihrer Gestaltung auch für kleinere Kinder geeignet. Übrigens befindet sich direkt neben dem Meeresmuseum das Kulturhistorische Museum der Hansestadt Stralsund, in welchem man einiges Interessantes aus der kulturellen Geschichte der Region Vorpommern erfahren kann.

Adresse: Katharinenberg 14 – 20 – 18439 Stralsund
Homepage: www.meeresmuseum.de
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag: 10:00 – 17:00 Uhr (von Oktober bis Mai), Montag bis Sonntag: 10:00 – 18:00 Uhr (von Juni bis September), Ruhetag am 24. Dezember