Steinkreis Netzeband


Anzeige

Steinkreis Netzeband

Steinkreis Netzeband


Überall in Mecklenburg-Vorpommern findet man die Spuren einer früheren slawischen Besiedlung, welche in Form von Burgwällen und Großsteingräbern noch heutzutage gut erkennbar ist. Eine große Häufung an Grabanlagen findet man auf der Insel Rügen, wo am Kap Arkona mit den Überresten der Jaromarsburg eine der zu dieser Zeit bedeutendsten Tempelburgen der Region finden kann. Diese slawische Burg existierte noch bis zu ihrer Zerstörung im Zuge der Christianisierung der von Slawen bewohnten Region an der Ostseeküste. Aber auch die Spuren der Wikinger kann man in Vorpommern sehen, denn hier findet man auf dem Tannenberg am Alten Lager in Menzlin die einzigen Wikingergräber außerhalb Skandinaviens. Die slawischen Spuren sind relativ jung, denn vor den Slawen bewohnten die Germanen diesen Landstrich, bevor sie in Richtung Westen weiter zogen. Bei zahlreichen Ausgrabungen fand man Spuren der germanischen Besiedlung des Gebietes des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns, aber auch über der Erde kann man Zeugnisse der germanischen Kultur, finden, man muss nur wissen, wo sich diese Hinterlassenschaften verbergen, denn diese befinden sich meist etwas abseits gelegen Wäldern.

Einen dieser geheimnisvollen Orte findet man in einem Waldstück inmitten der Netzebander Heide. Hier befinden sich mit den sogenannten Sieben Steinen, einer der wenigen Steinkreise, welche es in Deutschland gibt. Einige der wichtigsten Steinkreise findet man auf dem Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern, wobei die Sieben Steine von Netzeband zu den archäologisch bedeutsamsten Stätten zählen. Wenn man bei einer Wanderung durch den Wald den im Durchmesser gut fünfundzwanzig Meter großen Steinkreis mit den fünf noch erhaltenen Steinen sieht, welche einsam inmitten des Waldes stehen, kann man nicht erahnen, was für seltene Fundstücke die Archaeologen bei den Grabungen aus der Erde heraus geholt haben. In der Ausstellung des Kulturhistorischen Museums von Stralsund kann man übrigens einige der hier ausgegrabenen Artefakte bewundern, welche aus der sogenannten Eisenzeit stammen.

Das Aufstellen der großen Findlinge hatten seinerzeit auch einen Sinn, denn mit diesen Steinen umfassten die Germanen einen runden Kultplatz, auf dem sie auch ihre verstorbenen Angehörigen in Urnen beerdigten. Der Steinkreis ist relativ alt, denn die Wissenschaftler haben anhand der hier vorgenommenen Ausgrabungen eine Nutzung des Areals ab etwa 600 vor Christus festgestellt. Der Steinkreis in Netzeband wurde etwa achthundert Jahre lang als Friedhof genutzt, denn die jüngsten Funde stammten etwa aus dem Ende des zweiten Jahrhunderts nach Christus. Der Netzebander Steinkreis war leider auch ein Opfer von Vandalismus, denn man man zu früheren Zeiten Baumaterial benötigte, dann nahm man sich einfach die großen Findlinge aus den Großsteingräbern und verbaute diese einfach. Durch solche Handlungen verlor beispielsweise die Insel Rügen den Großteil seiner Grabanlagen. Obwohl der Name Sieben Steine auf eine Anzahl von sieben Steinen hinweist, die der Steinkreis wohl einmal hatte, dürfte der Name relativ jung sein, denn es ist anzunehmen, dass der Steinkreis aus deutlich mehr Steinen bestand. Wie viele Findlinge es ursprünglich einmal waren, kann man heutzutage wohl nicht mehr zweifelsfrei ermitteln.So bleibt es nun bei dem etwas irreführenden Namen und den fünf übrig gebliebenen Steinen, die nun durch das Bodendenkmalschutzgesetz beschützt nicht mehr viel weniger werden können.

Die ersten Steinkreise errichtete man übrigens auf den britischen Inseln. Die ältesten Exemplare sind über zweitausend Jahre älter als der Steinkreis in Netzeband. In Großbritannien findet man über siebenhundert Steinkreise, während man diese auf dem Festland mit der Lupe suchen muss. Einige nennenswerte Steinkreise gibt es auch im skandinavischen Raum. Diese sind aber deutlich jünger und stammen aus der Zeit der Völkerwanderung. In Deutschland gibt es recht wenige Exemplare von denen der Boitiner Steintanz in der Nähe der mecklenburgischen Kleinstadt Bützow auch noch erwähnenswert wäre.

Die Sieben Steine sind mit dem Fahrrad gut zu erreichen. Von der Stadt Wolgast aus führt der Ostseeküsten-Radweg in Richtung Kröslin, auf dem man bequem bis nach Groß Ernsthof fahren kann. Von hier aus fährt man in Richtung Westen zum Wald durch den ein Waldweg führt. An der ersten Abzweigung fährt man in Richtung Süden. Nach ein paar hundert Metern findet man ein Hinweisschild vor, welches den Weg zur Waldlichtung weist, auf dem sich der Steinkreis befindet. Von der Altstadt von Wolgast aus ist der Weg bis zum Ziel etwa siebeneinhalb Kilometer lang, man könnte den Besuch der Sieben Steine daher auch mit einer Wanderung durch die Netzebander Heide kombinieren. Wenn man aus westlicher Richtung kommen sollte, kann auch den Weg über Netzeband nehmen, dieser ist aber ein landwirtschaftlicher Feldweg und dementsprechend sandig und recht unbequem zu befahren. Zudem ist der Weg zum Steinkreis viel schwieriger zu finden, da die Beschilderung zu wünschen übrig lässt. Sollte man mit dem Auto anreisen, empfiehlt es sich bis nach Groß Ernsthof zu fahren und von dort aus zu Fuß in den nahe gelegenen Wald zu gehen.