Leuchtturm Greifswalder Oie


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Leuchtturm Greifswalder Oie

Leuchtturm Greifswalder Oie


Kein Geringerer als der preußische König Friedrich Wilhelm IV. sollte am 24. August des Jahres 1853 auf der Greifswalder Oie weilen, um hier eigenhändig den Grundstein für den neuen Leuchtturm zu legen. Zuvor übernahm eine einfaches Leuchtbake diese Aufgabe, welche den wachsenden Ansprüchen der Seefahrt aber nicht mehr genügen sollte, weshalb die Planungen für einen richtigen Leuchtturm in Auftrag gegeben wurden. Seit Oktober des Jahres 1815 gehörte das lange Zeit unter schwedischer Herrsschaft stehende Vorpommern zum Königreich Preußen, welches damit begann, die am Boden liegende Wirtschaft der neuen Provinz zu fördern. Dazu gehörte auch die Errichtung moderner Leuchttürme, welche die Sicherheit des Schiffsverkehrs auf der Ostsee sicherstellen sollten. So sollte im Jahre 1827 der von Karl Friedrich Schinkel entworfene Leuchtturm am Kap Arkona seinen Betrieb aufnehmen, im Jahre 1849 folgte der heutzutage noch genutzte Leuchtturm am Darßer Ort. Da die Hafenstadt Stettin für Preußen immer wichtiger wurde, war es notwendig geworden, den Seeweg zwischen Swinemünde und der Insel Rügen mittels Leuchtfeuer zu sichern.

Hierfür bot sich die zwischen Usedom und Rügen gelegene Greifswalder Oie an, in deren höher gelegenen Teil im Nordosten man einen geeigneten Standort fand. Gut zwei Jahre benötigte man für die aufwendigen Bauarbeiten, bevor am 1. Oktober des Jahres 1855 der neue Leuchtturm offiziell in Betrieb genommen werden konnte. Über achtunddreißig Meter ragt das aus Backsteinen errichtete Bauwerk in den Himmel, welches im Vergleich zu anderen Exemplaren relativ schlicht geraten war. Auf einem viereckigen Unterbau thront der sich nach oben hin etwas verjüngende achteckige Turm, an deren Spitze sich unterhalb des Laternenhauses eine Aussichtsplattform befindet. Der Aufstieg erweist sich als sehr einfach, eine Wendeltreppe aus Backstein führt die Besucher hinauf. Von hier oben hat man nicht nur einen schönen Überblick über die Greifswalder Oie, die man ansonsten nur entlang der kurzen Wanderwege erfahren kann, sondern auch über die nähere Umgebung, die von der nordwestlich gelegenen Halbinsel Mönchgut über die Insel Ruden bis hin zu den südlich gelegenen Inseln Usedom und Wollin. Bei klarer Sicht kann man den Küstenverlauf gut erkennen, sondern auch den im Jahre 1857 in Betrieb genommenen Leuchtturm von Swinemünde.

Wie auch die übrigen Leuchttürme an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns sollte auch der Leuchtturm Greifswalder Oie nicht vor Veränderungen geschützt sein. Etwa dreißig Jahre nach seiner Inbetriebnahme begann man damit die Befeuerung des Lichtes mittels Petroleum zu bewerkstelligen, nachdem er die Jahrzehnte zuvor mittels Rapsöl betrieben wurde. Offensichtlich genügte die Leistung nicht mehr den Anforderungen der Seefahrt, weshalb man in den Jahren von 1911 bis 1914 die Technik des Leuchtfeuers modernisierte und das Laternenhaus einer Veränderung unterzog. In den Jahren 1938 und 1939 erfolgte eine Umstellung auf elektrischen Strom. Statt der mit Petroleum betriebenen Lampe sorgte nun eine von Osram hergestellte Scheinwerferlampe für das notwendige Licht, welche durch zwei Diesel-Wechselstromgeneratoren betrieben wurde. Dazu kam, dass schon ein Jahr zuvor die Bewohner die Insel verlassen mussten, da diese nun ein militärisches Sperrgebiet für die in Peenemünde beheimatete Heeresversuchsanstalt wurde. Die baulichen Überreste der militärischen Gebäude kann man vom Leuchtturm aus überblicken.

Im Jahre 1978 begann man damit den Leuchtturm fernzusteuern, die dank der militärischen Abschottung recht einsamen Leuchtturmwärter mussten in diesen Tagen die Insel verlassen. In diesem Zusammenhang begann man damit, die nicht mehr benötigten Gebäude abzureißen. Darunter befanden sich unter auch anderem die Ställe, welche die früheren Leuchtturmwärter und ihre Familien für ihr Vieh nutzen. Mit den Jahren wurde die Bausubstanz immer schlechter, so dass das seit dem Jahre 1990 zuständige Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund beschloss, ihn zu sanieren und die nicht mehr benötigten Gebäude abzureißen. So kommt es, dass heutzutage nur noch eines der vormals zwei Leuchtturmwärterhäuser neben dem Leuchtturm steht. Im Vergleich zum Leuchtturm Darßer Ort, dessen Komplex vollständig erhalten blieb, wirkt sein Kollege auf der Greifswalder Oie mit seinem Wohnhaus recht einsam. Was er im Übrigen auch ist, denn da die Greifswalder Oie seit der Wende ein Naturschutzgebiet ist, kann diese Insel nur im Rahmen einer Führung betreten werden.