Schloss Hohenzieritz


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Schloss Hohenzieritz

Schloss Hohenzieritz


Als Otto von Bismarck seinerzeit über die Zustände in Mecklenburg spottete, vergaß er dabei anscheinend, dass das flächenmäßig kleine und politisch relativ unbedeutende Herzogstum von Mecklenburg-Strelitz zu den der Wegbereitern der englischen Landschaftsparks in Deutschland zählte. Das Schloss Hohenzieritz als letzte Punkt der Königin-Louise-Route ist nicht nur der Sterbeort der preußischen Königin der Herzen, sondern auch der Standort des ersten englischen Landschaftsparks im norddeutschen Raum, der übrigens auch der drittälteste Landschaftspark in Deutschland ist. Dass das kleine mecklenburgische Herzogtum in dieser Beziehung führend in Deutschland war, hat mit den familiären Bindungen zum englischen Königshaus tun, welche seit der Hochzeit der Prinzessin Sophie Charlotte mit dem englischen Köngig Georg III. bestanden.

Ihr zweitältester Bruder Karl stand zeitweise in Diensten seines englischen Schwagers und lernte bei seinen Aufenthalten in England auch die sich dort entwickelnde Gartenkultur mit den natürlich wirkenden Landschaftsparks kennen. Nachdem im Jahre 1768 des Gut Hohenzieritz in den Besitz des Herzogs Adolph Friedrich IV. gelangte, schenkte er es zwei Jahre seinem Bruder Karl zu seiner Hochzeit, welcher das sich dort befindliche kleine Gutshaus zu einem repräsentativen Schloss umbauen lies. War das ursprüngliche Gebäude ein schlichter einstöckiger Bau aus Fachwerk mit einem großen Walmdach, wurde das Ensemble nach der Erweiterung im Jahre 1776 durch zwei einstöckige Pavillons mit Mansarddächern ergänzt. Die drei Gebäude des Schlosskomplexes bilden einen sogenannten Ehrenhof, welche typisch bei den barocken Schlössern der Zeit waren. Das heutige Aussehen erhielt das Schloss Hohenzieritz bei einem weiteren Umbau im Jahr 1790, wobei das Schloss ein zweites Geschoss erhielt, was wie der Rest des Hauses aus Fachwerk errichtet wurde, wobei die große Treppe im Ehrenhof kam erst im Jahre 1802 errichtet wurde. Die Innenräume des frühklassizistischen Schlosses wurden wiederum erst im Jahre 1795 im Empirestil neu gestaltet, also kurz nach der Thronbesteigung von Karl II., welcher das Schloss Hohenzieritz als seine Sommerresidenz nutze.

Nachdem Karl von seinem Bruder das Schlösschen geschenkt bekommen hatte, ließ seine Schwester, die Königin Charlotte von England den englischen Gartenkünstler Archibald Tomson nach Hohenzieritz schicken, um ihn dort, als ihr Hochzeitsgeschenk an ihren Bruder, einen englischen Landschaftsgarten anlegen zu lassen. Hinter dem Schloss befand sich vorher nur ein kleiner barocker Garten, der dafür natürlich flächenmäßig nicht ausreichte. So wandelte Thomson ehemalige Ackerflächen in Graslandschaften um, so dass der neue Landschaftspark etwa eine Größe von einundzwanzig Hektar erhielt. Die Umgebung des Schlosses eignete sich vorzüglich für eine solche Parklandschaft, denn das Schloss befindet sich auf der höchsten Erhebung. Von hier aus gestaltete Thomson eine Sichtachse, welche bis zum kleinen Jagdschloss Prillwitz reichte, welches sich nur mehrere Kilometer entfernt an den Ufern der Lieps befindet. Neben einigen kleinen Gartenteichen legte er einen Wasserfall an und umfriedete den Park mit einer Feldsteinmauer und einer Hecke aus Weißdorn. Die Hecke und die Mauer waren optisch nicht störend und passten sich wunderbar in die hügelige Landschaft der Umgebung ein. Die Parkanlage wurde jahrzehntelang vernachlässigt, wurde aber seit dem Jahr 2008 aufwendig saniert und die ursprüngliche Gestaltung wiederhergestellt, selbst einige Kühe weiden wieder auf den Weiden der ältesten Parkanlage Mecklenburg-Vorpommerns.

Die meisten Leute, welche nach Hohenzieritz fahren, kommen aber aus einem anderen Grund hierher. Und dieser lautet Luise Auguste Wilhelmine Amalie. In ihrer Person geborene Herzogin zu Mecklenburg und spätere Königin von Preußen. Als Gattin von Friedrich Wilhelm II. von Preußen schaffte sie es aus dem Protokoll auszubrechen und eine Art volksnaher Monarchie zu etablieren, welche zu ihrem Ansehen verhalf, der sie zur ersten Königin der Herzen machte. Während ihr Schwiegervater noch streng auf das Hofprotokoll achtete und mit dem Geld nur um sich warf, waren im Verhältnis dazu Louise und ihr Mann äußerst sparsam und volksnah. Beide spazierten beispielsweise gerne zusammen und ohne eigene Leibgarde durch den Berliner Tiergarten. Die Symathien, welche ihr zu Lebzeiten und nach dem Tode entgegengebracht wurden, haben mit dem Kampf gegen die napoleonische Fremdherschaft zu tun, denen sie sich tapfer entgegengestellt hat. Im Gegensatz zu ihrem Mann nahm sie kein Blatt vor dem Mund und sprach das aus was das Volk selber dachte. Nach der vorlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt musste sie im Winter des Jahres 1806 mit ihren Kindern ins Exils nach Ostpreußen gehen, wo sie schwerkrank ankam und sich von den Strapazen nie wirklich erholen konnte. Nachdem Napoleon im Jahre 1809 ihre Rückkehr nach Berlin genehmigte, konnte sie auch wieder ihre Familie besuchen. Was sie im Sommer des Jahres 1810 auch tat, als sie nach Hohenzieritz fuhr, wo sie nach wenigen Tagen erkrankte und am 19. Juli schließlich verstarb.

Napoleon Bonaparte hatte sein erstes prominentes Opfer gefunden, da die Ursache für ihren Tod an der Erkrankung bei der Flucht nach Ostpreußen lag. Louise wurde zu der Märtyrerin im Kampf gegen die Befreiung Deutschlands von der französischen Fremdherrschaft. Übrigens stiftete der König von Preußen im Jahre 1813 das Eiserne Kreuz als eine Kriegsauszeichnung zu ihrem Andenken am Tag ihres Geburtstages. Sie war es auch, die diese Auszeichnung als Erste erhielt. Im selben Jahr richtete ihr Vater in ihrem Sterbezimmer im Schloss Hohenzieritz eine Gedenkstätte ein, welche sich in den Jahren danach zu einem beliebten Wallfahrtsort entwickeln sollte. Das Zimmer und die beiden Zimmer, die vor diesem gelegen waren, wurde aber nicht in dem Originalzustand erhalten, sondern zu einem Ort zu ihrem Andenken umgestaltet. Die Motive der Fliesen von Villeroy & Boch, aus denen der Fußboden der Gedenkstätte besteht, hat übrigens kein geringerer als Karl Friedrich Schinkel entworfen. Der inmitten des Zimmers stehende Sarkopharg ist ein Abguss des Sargophargs, in welchem sie in Berlin beerdigt wurde.

Die Louisen-Gedenkstätte in Hohenzieritz bestand noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, dann wurde sie geschlossen und die Inneneinrichtung zerstört oder schwer beschädigt. Als der Schlossverein Hohenzieritz e.V. die Räumlichkeiten vom Land zur Nutzung als Gedenkstätte bekam, stand dieser erstmal vor dem Nichts, denn in den Räumen waren keine der ursprünglichen Einrichtungstücke und Möbel erhalten geblieben. Eines Tages lag vor der Treppe eine Plane und in ihr das von Christian Danieln Rauch geschaffene Marmor-Kopfstück der Königin Louise, welches sich heutzutage wieder am ursprünglichen Standort befindet. Ein beherzter Bürger hatte die Büste nach dem Kriegsende vor den Plünderern in seiner Scheune versteckt und brachte sie in einer Nacht- und Nebelaktion wieder zurück. Die Louisen-Gedenkstätte konnte im Jahre 2000 eröffnet werden, nachdem der Verein zahlreiche Spender gefunden hatte, die diesem bei ihrer Aufgabe finanziell unterstützt haben.

Die Ausstellung der Louisen-Gedenkstätte im Schloss von Hohenzieritz präsentiert den Besuchern einen Einblick in das bewegte aber doch kurze Leben von Louise, welche nur sechsunddreißig Jahre alt wurde. Darüber Hinaus zeigt die Ausstellung persönliche Gegenstände aus ihrem Besitz und einige Möbelstücke aus ihrer Zeit. Auch auf die Entstehung des Louisen-Kultes wird in der Gedenkstätte eingegangen. Da die Geschichte von Louise, der ersten Königin der Herzen noch heute die Menschen fasziniert, belegen an die zehntausend Besucher, welche jedes Jahr die Louisen-Gedenkstätte im Schloss Hohenzieritz besuchen. Eine weitere Ausstellung, welche sich mit der Geschichte der Königinnen aus dem Hause Mecklenburg-Strelitz beschäftigt, findet man im 3-Königinnen-Palais auf der Schlossinsel Mirow. In dem auch die Königin Louise das Licht der Welt erblickte. An der Stelle im Schlosspark, an dem sich Louise zu Lebzeiten am liebten aufgehalten hat, ließ ihr Vater einen Louisentempel errichten lassen.Bei einer Radtour um den Tollensesee bietet sich ein Abstecher nach Hohenzieritz an. Es sind nur ein paar Kilometer Umweg und dieser Umweg lohnt sich für geschichtsinteressierte Leute.

Adresse

Schlossplatz 3 – 17237 Hohenzieritz

Internet

www.mv-schloesser.de

Öffnungszeiten

siehe Homepage