Greifswalder Oie


Anzeige

Greifswalder Oie

Greifswalder Oie


Ein etwas unbekannteres Ausflugsziel dürfte die Greifswalder Oie sein. Die Ursache dafür dürfte die jahrelange Sperrung der kleinen Insel durch das Militär sein. Heutzutage ist das Betreten der Insel, welche jetzt ein Naturschutzgebiet ist, zwar auch noch untersagt, bei einer geführten Exkursion kann man diese kleine Insel aber trotzdem besuchen. Die Anzahl der maximal möglichen Besucher ist auf 50 Leute pro Tag beschränkt. Eine vorherige Reservierung ist daher notwendig, da man erstens so sicher stellt, dass man auch mitfahren kann, beziehungsweise muss eine Mindestanzahl an Teilnehmern gegeben sein.

Der Namensgeber dieser Insel war die Hansestadt Greifswald , welche im Jahre 1291 die Oie von der damals finanziell klammen Stadt Wolgast erwarb, und dann das kleine Eiland als Sommerweide für ihre Pferde nutzte. Eine dauerhafte Besiedlung der Insel fand erst Mitte des 19. Jahrhunderts statt, als die Stadt Greifswald die Oie an einige Familien verpachtete, welche hier hauptsächlich von Fischfang und etwas Landwirtschaft lebten. In diese Zeit fällt auch die Erbauung des markanten Leuchtturmes. Der verstärkte Schiffsverkehr auf der Ostsee machte es notwendig, die Einfahrt zum schwer schiffbaren Greifswalder Bodden auch während der Nacht zu ermöglichen.

Ab dem Jahre 1877 fuhren von Wolgast aus Ausflugschiffe auf die Oie. Der letzte Pächter eröffnete 1928 auf seinem Anwesen eine kleine Pension, in welche viele bekannte Persönlichkeiten einen Aufenthalt verbrachten. Auf für den 1932 gedrehten „Film F.P.1 antwortet nicht“, in welchem Hans Albers die Hauptrolle spielte, diente die mit Wellblech verkleidete Insel als Kulisse. Der Tourismus blieb aber nicht lange bestehen, denn schon 1938 wurde die Oie zum militärischem Sperrgebiet erklärt. Während der Zeit des dritten Reiches diente die Greifswalder Oie als Abschussbasis für einige Raketentests der Typen A3 und A4, welche aber nicht erfolgreich verliefen. Einige der Gebäude aus dieser Zeit gibt es noch auf auf der Insel, man findet sie aber in keinem guten Zustand mehr vor.

Während der Zeit der DDR waren auf der Oie Einheiten der Grenzbrigaden, sowie einige russische Soldaten stationiert. Von den militärischen Anlagen aus dieser Zeit kann man noch einige Überreste sehen. Ein solches Objekt befindet sich beispielsweise gleich neben dem Leuchtturm. Nach der Wende wurde das Sperrgebiet wieder aufgehoben, was aber dem Vandalismus Tür und Tor öffnete. Eine Änderung kam erst als die Greifswalder Oie unter Naturschutz gestellt wurde. Der Verein Jordsland kümmert sich seit 1993 um die Insel und nutzt sie auch als Ort für die Vogelberingung.

Die einzige legale Möglichkeit um als Tourist auf die Greifswalder Oie zu kommen, ist eine Überfahrt mit dem Fahrgastschiff der Apollo Reederei aus Peenemünde. Während der Saison in den Monaten Juli und August verkehrt das Schiff einmal täglich. Außerhalb dieser Zeit sind die Verbindungen zur Greifswalder Oie deutlich eingeschränkt. Das Fährschiff startet vom Heimathafen in Peenemünde aus erst einmal den kleinen Hafen von Freest an, weshalb es daher nicht unbedingt notwendig ist, auf die Insel Usedom zu fahren, wenn man auf der anderen Seite der Peenemündung Urlaub macht. Von Freest aus beginnt dann die eigentliche Überfahrt, welche gut 90 Minuten dauert.

Auf der Fahrt zur Oie kommt man an der kleinen Insel Ruden vorbei, welche man auch von Freest aus mit Schiffen erreichen kann. Man sollte sich nicht hungrig auf den Ausflug begeben. Verschiedene Getränke kann man zwar auf dem Schiff erwerben, da die Insel Oie aber ein reines Naturschutzgebiet ist, gibt es dort keine gastronomischen Einrichtungen, in welchen man seinen Hunger stillen kann. Ebenso findet man auf der gesamten Insel keinerlei Örtlichkeiten wo man bestimmten Bedürfnissen nachgehen kann, sondern muss sich in einem solchen Fall gezwungenermaßen wieder zum Schiff begeben.

Die Greifswalder Oie ist etwa 54 Hektar groß, die Größe des Naturschutzgebietes beträgt aber gut 250 Hektar, da unter anderem auch das etwa drei Kilometer lange Oier Riff, welches sich im Süden der Insel befindet, dazu gehört. Aufgrund seiner weit vor der Ostseeküste vorgelagerten Lage ist die Greifswalder Oie ein beliebter Rastplatz für Zugvögel. Aber auch für die Zucht von Bienenköniginnen wird diese etwas abseits gelegene Insel genutzt. Auf der Greifswalder Oie brüten jedes Jahr etwa 50 verschiedene Vogelarten, über 200 verschiedene Arten nutzen die Insel als Rastplatz.

Die Vegetation der Insel ist auch recht abwechslungsreich. Etwa ein Drittel der Fläche der Insel besteht aus einem Eichen und Hainbuchenwald, den Rest der Fläche nehmen Gräser, Stauden und Büsche ein. Aufgrund der jahrelangen Nichtnutzung der Flächen ist die Greifswalder Oie geradezu geeignet für botanische Forschungen. Mit solch eindrucksvollen jahrhundertealten Eichen, wie man sie auf der Insel Vilm finden kann, welche sich vor der Küste der Insel Rügen befindet, kann die Oie aber nicht aufwarten.

Die Greifswalder Oie ist zwar maximal nur 1550 Meter lang und 570 Meter breit, man sollte sich aber nicht von diesen kleinen Zahlen täuschen lassen, denn wenn man das ganze Programm inklusive Leuchtturmbesichtigung mitmacht, dann sind die zwei Stunden Aufenthalt doch recht knapp bemessen. Ein Rundgang auf der Oie beginnt für gewöhnlich mit einer Einweisung auf dem Schiff, bei der man die wichtigsten Verhaltensregeln auf der Insel erklärt bekommt.

Anschließend begibt man sich zum Stützpunkt des Vereins Jordsand, wo dieser Naturschutzverein diese Insel und seine Arbeit auf der Oie vorstellt. Nach dem Vortrag ist den Besuchern freigestellt, ob sie auf eigene Faust die ausgewiesenen Wege entlangwandern, oder zuvor noch den Leuchtturm besuchen. Die Besichtigung des Leuchtturms würde ich aber bei dem Besuch nicht weglassen, denn von der Aussichtsplattform des Leuchtturms aus, hat man einen sehr schönen Überblick über die gesamte Insel sowie über den Greifswalder Bodden bis zur Insel Rügen, von der man die Küste der Halbinsel Mönchgut sehen kann, und zur Insel Usedom.

Das größte Highlight bei der Wanderung auf der Greifswalder Oie dürfte die Besichtigung des 49 Meter hohen Leuchtturms sein, welche aber nicht im Preis der Überfahrt enthalten ist, sondern für die zusätzlich bezahlt werden muss. Der Aufstieg zur Aussichtsplattform des Leuchtturms erweist sich als recht unbeschwerlich, denn die Stufen des Leuchtturms sind massiv gemauert und nicht wie bei anderen Leuchttürmen aus dieser Zeit mit gusseisernen Treppenkonstruktionen ausgestattet worden. Wenn man die 176 Stufen des Turmes bestiegen hat, wird man nicht nur mit einem schönen Überblick über die kleine Insel Oie belohnt, sondern kann bei guter Sicht auch weit bis nach Usedom und zur Südspitze der Insel Rügen blicken. Auf der Plattform des Leuchtturms findet man auf dem Geländer kleine Hinweisschilder, auf denen man lesen kann, was man am Horizont sehen kann.

Der Leuchtturm wurde Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet. Zu seiner Grundsteinlegung erschien sogar der König von Preußen persönlich.Um eine hohe Stabilität des Bauwerkes zu erreichen, wurde der Turm achteckig ausgeführt. Der Leuchtturm der Greifswalder hat mehrere Besonderheiten. Er ist nicht nur einer der am hellsten strahlenden Leuchtfeuer im gesamten Ostseeraum, sondern auch der einzige linksdrehende Leuchtturm an der deutschen Ostseeküste.