Burg Stargard


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Burg Stargard

Burg Stargard


Wenn man eine mittelalterliche Burganlage besichtigen möchte, muss man nicht unbedingt in den Süden fahren, denn die nördlichste Höhenburg Deutschlands findet man im kleinen Städtchen Burg Stargard, welche nur wenige Kilometer von Neubrandenburg entfernt ist. Nachdem im Jahre 1236 der Herzog Wartislaw III von Pommern-Demmin im Vertrag von Kremmen das Stargader Land an die brandenburgischen Markgrafen verlor, beschlossen diese ihre neu erworbenen Besitzungen durch eine neue Burg zu sichern, welche sie auf dem Burgberg errichteten, auf welchem in früheren Zeiten schon mal eine slawische Burg stand. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Teile der Burg, welche sie zum ältesten erhaltenen weltlichen Bauwerk Mecklenburg-Vorpommerns machen.

Nachdem im Jahre 1292 Fürst Heinrich II. zu Mecklenburg Beatrix von Brandenburg heirate, kam das Stargarder Land unter Mecklenburger Herrschaft. Bei der Landesteilung im Jahre 1352 wurde ein Herzogtum Mecklenburg-Stargard eingerichtet und die Burg Stargard wurde dadurch zur Residenz der Herzöge. Als der kaiserliche General Tilly während des dreißigjährigen Krieges in der Burg Stargard sein Hauptquartier einrichtete und von hier aus die Stadt Neubrandenburg eroberte, litt auch die Bausubstanz der Burganlage durch die Plünderungen der kaiserlichen Truppen stark. Nach der Errichtung des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz im Jahre 1701 wurde die Stadt Strelitz Sitz des Herzoges und in der Burg Stargard residierten seitdem nur noch Beamte, welche diesen Landesteil im Auftrag des Herrscherhauses verwalteten. Im Laufe der weiteren Jahrhunderte verlor die Burg Stargard immer mehr an Bedeutung, so dass von der einstigen Bedeutung der Burg für die Geschichte Mecklenburgs heutzutage nicht mehr viel zeugt. An die besseren Zeiten der Geschichte erinnert das jedes Jahr im August stattfindende Burgfest.

Durch das untere Tor gelangt man in das Innrere der Burganlage. Von der einstigen Pracht des spätromanischen Baus zeugen nur noch wenige Mauerreste, an welchen man aber sehr gut die Baugeschichte des Tores erkennen kann. Wie auch der Großteil der Anlage stammt das Untere Tor aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Es besitzt einen Sockel aus Feldsteinen, auf welchem das Tor aus Ziegelsteinen errichtet wurde. Wie auch beim oberen Tor findet man Rundbogenfriese aus glasierten Backsteinen vor. Oberhalb der Toreinfahrt findet man die Spuren einer ehemals vorhandenen gestaffelte Fenstergruppe, hinter deren sich sich eine kleine Kapelle befand. Als im 17. Jahrhundert das Tor umgebaut wurde, mauerte man die drei vorhandenen Fenster zu und ließ nur einige Schießscharten frei, welche man sehen kann, wenn man im Inneren des Tores steht. Da das Untere Tor im Jahre 1755 zerstört und seitdem nicht wieder aufgebaut wurde, findet man heutzutage nur noch einige Außenmauern vor, so dass man diese Details der Baugeschichte gut erkennen kann. Mit der Umgestaltung der Anlage im 18. Jahrhundert entfernte man die vorhandene Wippbrücke und ersetzte den Zugang zur Burg mit einem Steindamm.

Bergfried der Burg Stargard

Bergfried der Burg Stargard

Der älteste Teil der Burg Stargard ist der Bergfried, welcher laut den vorhandenen Überlieferungen um das Jahr 1245 errichtet wurde. Da der Bergfried einer Burg auch als letzter Zufluchtsort bei Kampfhandlungen genutzt wurde, errichtete man sie mit deutlich dickeren Mauern. Die Dicke der Mauern bei diesem Bauwerk beträgt am Boden etwa vier Meter, sie verjüngt sich zur Spitze hin auf zwei Meter. Nachdem der Bergfried im Jahre 1647 Opfer eines Blitzeinschlages wurde, durch welchen er völlig ausbrannte, existierte er für viele Jahre nur noch als Ruine, bis er auf Wunsch von Großherzog Georg zu Mecklenburg-Strelitz Anfang des 19. Jahrhunderts durch seinen Hofbaumeister Friedrich Wilhelm Buttel zu einem Aussichtsturm ausgebaut wurde.

Bei einem Besuch der Burg Stargard sollte man unbedingt den Bergfried der Burg besteigen, denn von der auf etwa 27 Metern Höhe gelegenen Aussichtsplattform hat man einen guten Blick über die Umgebung der Stadt. Selbst bei einer nicht ganz so klaren Sicht kann man am Horizont die Silhouette der Stadt Neubrandenburg erblicken. Der Aufstieg zur Aussichtsplattform erfolgt über eine Treppe. Da sich der Eingang zum Bergfried in gut neun Metern Höhe befindet, wurde außerhalb des Bergfrieds eine Stahltreppe angebracht, über welche man ins Innere des Turmes gelangt. Im Inneren des Bergfrieds findet man dann mitten im Raum eine doppelte Wendeltreppe vor, wovon eine für den Aufstieg, die andere für den Abstieg vorgesehen ist. Die beiden Wendeltreppen sind für Leute mit Höhenangst deutlich leichter zu besteigen, da die vorhandenen Seitenverkleidungen und beidseitig vorhandenen Handläufe mehr Sicherheit vermitteln. Auf der Aussichtsplattform befindet sich auch ein Fernrohr, mit welchem man die östlich gelegenen Landstriche der Umgebung detaillierter betrachten kann. Die westliche Aussicht ist von den Gipfeln der Bäume des Nemerower Holz geprägt, welche sich bis an den Tollensesee ausbreiten.

Auf den Zwischenebenen im Bergfried findet man einige Nachbauten mittelalterlicher Folterinstrumente, welche während dieser Zeit auch in dem hier vorhandenen Verließ zur Anwendung gekommen waren. Einen Blick auf das trostlose Leben hinter den vier Metern dicken Mauern des sich unter dem Eingang befindlichen Verlieses kann man erhalten, wenn man nach dem Betreten des Turminneren einen Blick durch die vorhandene Öffnung nach unten wirft, wo in dreizehn Metern Tiefe eine Szenerie mit einem Gefangenen nachgestellt wurde. Kein schöner Gedanke, wenn man dann auch noch bedenkt, dass sich der Boden des kalten und feuchten Verlieses gut vier Meter unterhalb der Erdoberfläche befindet. Beachten sollte man bei seinem Besuch aber, dass der Bergfried mit seiner Aussichtsplattform nur während der Öffnungszeiten des Museums zugänglich ist.

Obwohl ursprünglich einmal als Brauhaus errichtet, trägt das Gebäude heutzutage einen Namen, welcher auf die Nutzung in den Jahren von 1745 bis 1749 anspielt, in welchen man in diesem Gebäude die Münzprägeanstalt des kleinen Herzogtums Mecklenburg-Strelitz finden konnte. Ansonsten wurde das Gebäude für viele andere Zwecke genutzt, so fand man hier nicht nur ein Brauhaus, sondern auch die Küche der Burg und Räumlichkeiten vor, in welchen die Lebensmittelvorräte der Burg eingelagert wurden. Während der Zeit der DDR befand sich in diesem Gebäude der Burg eine Jugendherberge. Heutzutage beherbergt das Haus der Alten Münze ein kleines Hotel mit einem rustikal eingerichteten Restaurant, in welchem man sich bei seinem Aufenthalt stärken kann. Wenn man bei der Besichtigung der Burganlage um die Hauptburg herumgeht, dann kann man sehen, dass das Haus und die Ringmauer der Burg eine Einheit bilden, denn das Gebäude wurde so gebaut, dass die meterdicken Wände der Ringmauer gleichzeitig die Außenmauern des Hauses waren.

Burgkapelle der Burg Stargard

Burgkapelle der Burg Stargard

Wenn man auf dem Burghof vor der einstigen Burgkapelle steht, dann kann man das Gebäude mit den großen schlichten Holztüren schon mal rein optisch für eine alte Scheune halten, denn es gibt äußerlich von dieser Seite nicht mehr allzu viele Details zu entdecken, welche an die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Gotteshaus erinnern. Im Inneren fallen dann schon ein paar mehr Details ins Auge, offensichtlicher ist aber die frühere Nutzung anhand des Giebels auf der Außenseite der Burg. Der Ursprung der Kapelle war ein dreistöckiges Torhaus mit einer Zugbrücke, über welche man in früheren Zeiten in die Hauptburg gelangen konnte. Errichtet wurde das Torhaus etwa zur selben Zeit wie der Bergfried.

An der Außenfassade kann man viele Details der Baugeschichte ablesen. So kann man den Sockel des Hauses gut erkennen, welcher aus Findlingen errichtet wurde. Die noch vorhandenen Rundbogenfriese und die Lisenen an der Fassade stammen noch aus der Zeit als das Gebäude als Torhaus genutzt wurde. In den Obergeschossen des Tores befand sich aber auch schon zu dieser Zeit eine kleine Kapelle. Im Jahre 1520 begann man mit einer Umgestaltung des Torhauses zu einer größeren Kapelle. Der Zugang zur Hauptburg wurde verlegt und die vormalig vorhandene Durchfahrt zugemauert. Hierbei verlängerte man das mittlere Fenster nach unten. Einige Jahre später verlängerte man die Burgkapelle noch ein Stück zur Hofseite.

Nach dem Stadtbrand des Jahres 1758, bei welcher auch die Stadtkirche zerstört wurde, diente die Burgkapelle bis zur Einweihung der neuen Stadtkirche Jahre 1770 als Pfarrkirche der Stadt Sagard. Nachdem die Kapelle durch den Neubau der Johanniskirche entbehrlich wurde, nutzte man die Räumlichkeiten unter anderem als Scheune und Lagerhalle, wodurch der heutige bauliche Zustand erklärbar ist. Nachdem die ehemalige Burgkapelle im Jahre 2006 zum Teil saniert wurde, dienen die Räumlichkeiten inzwischen als Ort für verschiedenste Veranstaltungen und Konzerte.

Wenn man von der Aussichtsplattform des Bergfrieds auf das sogenannte Krumme Haus hinabblickt, dann kann man von oben herab sehen, warum das Haus diesen Namen bekommen hat. Durch der Errichtung des Gebäudes an der bis zu vier Meter starken Außenmauer der Burg, welche an dieser Seite recht stark gewölbt ist, fiel der Grundriss des Hauses entsprechend krumm aus. Der Ursprung des Krummen Hauses war ein viereckiger Wohnturm, welcher Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Etwas später erweitere man das Haus, welches seitdem die gekrümmte Form aufwies. Im 16. Jahrhundert wurde das Gebäude um eine weitere Etage erweitert und beherbergte seitdem unter anderem ein Gericht, in welchem im Jahre 1726 der letzte Hexenprozess im Herzogstum Mecklenburg geführt wurde. Im Jahre 1919 brannte das Gebäude durch eine Brandstiftung ab und existiert seitdem nur noch als eine Ruine.

Der Marstall der Burg wurde im 14. Jahrhundert errichtet und befindet sich in der Vorburg. Da wie auch die Mauern dieses Gebäudes Teile der Ringmauer sind, fallen diese mit zwei Metern recht dick aus. Der Marstall bot in früheren Zeiten Platz für etwa sechzig Pferde, sowie in den Obergeschossen Unterkünfte für die Wachen der Burg. Anfang des 20. Jahrhundert wurde ein Großteil des Gebäudes zu Wohnungen umgebaut, weshalb von der ursprünglichen Nutzung nur noch wenig zu sehen ist. Diesen erhaltenen Teil des Marstalls kann man bei einem Besuch des Heimatmuseums der Stadt Burg Stargard besichtigen, welches in den Räumlichkeiten des Marstalls beheimatet ist. In den erhaltenen Pferdeställen wird an die Geschichte des Gebäudes erinnert, indem man dort den Besuchern des Museums eine Präsentation der Kulturgeschichte der Pferdezucht zeigt. In den anderen Räumlichkeiten des Museums erhält man eine Vorstellung der Geschichte der Stadt Stargard und der Burganlage. Ergänzt wird die Ausstellung mit einer Vorstellung des nördlichsten Weinanbaugebietes von Deutschland, dem Stargarder Land. Positiv ist das Vorhandensein eines Treppenliftes, mit welchen man in das Obergeschoss gelangen kann.

Falls man mit dem eigenen Auto anreisen sollte, kann man bis kurz vor die Burganlage fahren. Dort befindet sich ein relativ großer Parkplatz mit ausreichend Stellplätzen. Aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man zur Burg Stargard gelangen. Die Stadt besitzt einen eigenen Bahnhof an der Bahnlinie Stralsund-Neustrelitz, welcher stündlich angefahren wird. Vom Bahnhof aus kann man entweder ein Stück des Sieben-Berge-Rundweges entlanggehen, oder über den kleinen Marktplatz entlang über die Burgstraße direkt zum Ziel gelangen. Der Weg auf den Burgberg fällt aber relativ steil aus.