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1236 war für Wartislaw III. von Pommern-Demmin ein schlechtes Jahr. Erst verlor er im Westen umfangreiche Ländereien an die Mecklenburger, so dass seine Hauptburg plötzlich an der Grenze seines Herzogtums lag, kurz darauf durch den Vertrag von Kremmen auch noch das Land Stargard, welches an die militärisch überlegenen brandenburgischen Markgrafen fiel. Diese fingen sofort damit an, ihre neuen Besitztümer zu sichern, indem sie unter anderem die Höhenburg in Stargard errichteten, die als das älteste erhaltene weltliche Bauwerk in Mecklenburg-Vorpommern gilt. Wartislaw III. erkannte die Zeichen der Zeit richtig und begann deutsche Siedler anzuwerben, die in sein dünn besiedeltes Land kommen sollten, um es wirtschaftlich zu entwickeln, damit er die Verteidigung seiner Herrschaftsansprüche finanzieren konnte. So gründete er mehrere Städte, so erhielt nicht nur die neben seiner Burg gelegene Siedlung Demmin das Stadtrecht, sondern auch der im Besitz des Klosters Eldena befindliche Marktflecken am Ryck, aus dem sich die Hansestadt Greifswald entwickeln sollte, oder das später als Residenzstadt fungierende Wolgast.
In diese Zeit fiel auch die Errichtung mehrerer Burgen entlang der Tollense, welche die Grenze zu Mecklenburg sichern sollten. Von den meisten Burgen findet man heutzutage nur noch sehr wenig Spuren. Vom Haus Demmin, dem einstigen Herzogssitz steht nur der ein Rest eines Turmes, von der Burg Osten zeugen nur noch ein paar Grundmauern. Neben der Burg Spantekow, die später zu einer Festung ausgebaut werden sollte, ist die Burg Klempenow eines der wenigen Bauwerke aus dieser Zeit, die Wirren der letzten Jahrhunderte überstanden haben, dafür aber nicht vollständig. Nichtdestotrotz verfügen die alten Mauern der Burg Klempenow über einen gewissen Charme, der die Mitglieder der Bürgerinitiative Kultur-Transit-96 e.V. wohl dazu bewog, die völlig baufällige Anlage zu retten und nach und nach liebevoll zu sanieren. Während seinerzeit die alten Gemäuer einen schlimmen Anblick boten, ziehen diese nun zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus der Region an, welche die vielfältigen kulturellen Angebote des Vereins gerne nutzen.
Von der einstigen Anlage stehen heutzutage, wenn man vom Torhaus und der kleinen Kapelle einmal absieht, nur noch Teile der einstigen Hauptburg. Dieser war nördlich eine Vorburg vorgelagert, von der man heutzutage nichts mehr erkennen kann. Die Hauptburg wiederum wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut, beziehungsweise sind einige Bestandteile durch Abriss verlorengegangen. So existiert das eigentliche Hauptgebäude nicht mehr, dass sich an der Nordwestlichen Ecke befand. Wahrscheinlich wird man die Burganlange an dieser Stelle betreten, falls der Durchgang im Torhaus geschlossen sein sollte. Betritt man den kleinen Hof wird man auf der Ostseite eine weitere Stelle sehen können, an der sich die ursprüngliche Bebauung nicht erhalten hat. Ursprünglich besaß die Burganlage mehrere Türme, heutzutage weist nur noch der nordöstliche Turm, dessen markante Spitze von weiten sichtbar ist, den Besuchern ihren Weg. Sein heutiges Aussehen erhielt er bei einem Umbau im 17. Jahrhundert, als dieser nur mit der Mauer verbundene Wachturm erneuert und mit dem Torhaus baulich verbunden wurde.
Zu dieser Zeit entstand hier das Turmzimmer, das erst als Wachstube diente und später bewohnt wurde. Neben dem Kreuzgratgewölbe, und der sich im Raum befindlichen Mittelsäule, ist der historische Kamin der Blickfänge dieses Raumes. Der Platz für die Notdurft früherer Bewohner versteckt sich hinter einer kleinen Tür. Was hier einst die Öffnung passierte, fiel nach unten, direkt in den nicht mehr vorhandenen Wassergraben. Wenn man sich den Turm von außen etwas genauer betrachtet, bildet dieser eckige Aborterker ein auf der Ostseite markantes Detail. Eine weitere Tür führt zu einer Wendeltreppe, die den Weg zur einstigen schwarzen Küche und zur Aussichtsplattform hinaufführt. Von hier der Plattform, die sich unterhalb der Turmspitze befindet, hat man den besten Ausblick über die nähere Umgebung der Burg. Die schwarze Küche im Turm ist relativ klein, wenn man sie im Verhältnis zu derjenigen sieht, welche man in der Alten Burg in Penzlin vorfinden kann. Dort kann man übrigens auch sehen, wie diese einst eingerichtet waren und von den früheren Bewohner zum Kochen und Rächern genutzt wurden.
Um auf den Turm zu kommen, muss man durch den sogenannten Burgsaal, der sich im Torhaus befindet. In dem Raum, der jahrhundertelang als Speicher genutzt wurde, kann man zahlreiche Bauabschnitte am Mauerwerk erkennten. Seien es die Hölzer des über fünfhundert Jahre alten Ständerbauwerks in der Südseite oder die mehrere Meter dicke Wehrmauer im Norden, dank des nicht verputzten Mauerwerks kann man die Strukturen des Baues wunderbar erkennen. Auch das Erdgeschoss des Torhauses bietet interessante Details die man entdecken kann. So findet man im Gastraum des Burgcafés Occa Riperda ein Keuzgratgewölbe aus der Renaissance, während der Raum in dem der Tresen steht, ein Fachwerk besitzt, das mit Backsteinen ausgemauert wurde. Auch im Südflügel, der einst das Back- und Brauhaus der Burg beherbergte, besitzt mit einem bei der Sanierung wiederentdeckten Kamin aus der Renaissance einen im Winter wärmenden Blickfang. Da der im 17. Jahrhundert errichtete Westflügel nach 1945 für Wohnzwecke umgebaut wurde, finden sich heutzutage darin nur noch sehr wenige Spuren aus früheren Zeiten.
Sehenswert ist auch die kleine Fachwerkkirche, die nördlich der Hauptburg befindet. Dieser Fachwerkbau wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts errichtet, wobei das Jahr 1690 nach nach Aussagen der Kirche bei baulichen Untersuchungen als das Baujahr ermittelt worden ist. Schon früh machte sich der schlechte Baugrund bemerkbar, schon nach wenigen Jahrzehnten waren die ersten größeren Reparaturen fällig. Unter anderem stammt die barocke Kanzel von einen notwendig gewordenen Umbau im Jahre 1780. Auch später hat sich nichts an dieser Tatsache geändert, so dass um in den Jahren von 1997 bis 2000 eine weitere Sanierung erfolgen musste, die durch private Initiative möglich wurde. Wenn man bei einer Besichtigung der kleinen Kirche aufmerksam ist, bemerkt man die schiefen Wände, die wohl den besonderen Charme der kleinen Kapelle ausmachen. Neben der Kirche befindet sich das ehemalige Torwächterhaus, das heutzutage einen kleinen Laden beherbergt, in dem neben Kunstgewerbe auch verschiedenste Produkte aus der Region angeboten werden.
Der Kulturstall östlich der Burg beherbergte in früheren Zeiten Kühe, heutzutage bietet er den Platz für die Stände der Kunsthandwerker, die zu den mehrmals im Jahr stattfindenden Märkten anreisen, um den Besuchern ihre Produkte anzubieten. Angefangen vom alljährlichen Jahrmarkt, der im Juni abgehalten wird, über den Anfang Oktober stattfindenden Appelmarkt bis hin zum Adventsmarkt, der sich im Vergleich zu anderen durch seine besinnliche Stimmung auszeichnet. In der Burg Klempenow finden die Kinder keine lärmenden Karussells vor, sondern bekommen die Möglichkeit sich in Adventsbastelstube zu beschäftigen oder den Geschichten der Märchenerzähler zu lauschen, während im Kulturstall ein musikalisches Programm für die Erwachsenen angeboten wird. Desweiteten bieten die Räumlichkeiten der Burganlage Platz für Ausstellungen und Seminare, mit der NEUE HEIMAT film existiert ein eigenes Filmfest und wer einen besonderen Ort zum Heiraten sucht, kann sich im Turmzimmer übrigens auch das Jawort geben.
Adresse
17089 Breest