Rügensche Bäderbahn Rasender Roland


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Rügensche Bäderbahn Rasender Roland

Rügensche Bäderbahn Rasender Roland


Von einer rasenden Geschwindigkeit kann man nun wahrlich nicht sprechen, mit der sich die Rügensche Bäderbahn auf den Schienen bewegt. Maximal dreißig Kilometer pro Stunde schaffen die alten Dampfloks überhaupt, wenn sie sich schnaufend durch die Felder und Wälder der der Insel Rügen bewegen. Glaubt man der Legende, hat die Rügensche Bäderbahn die Bezeichnung Rasender Roland von sächsischen Bergleuten erhalten, welche seit den 50ér Jahren in den Ostseebädern Binz, Sellin, Baabe und Göhren ihren Sommerurlaub verbrachten. Sie mussten, falls sie nicht in Binz eine Unterkunft hatten, das letzte Stück der Strecke mit der Kleinbahn zurücklegen. Sie waren von der beschaulichen Langsamkeit des Zuges offensichtlich so angetan, dass sie ihm einen liebevollen Kosenamen verpassten. Auch heutzutage ist der Rasende Roland ein Synonym für Eisenbahnromantik welches tausende Eisenbahnfreunde auf die Insel Rügen lockt. Bei einer Fahrt mit der Kleinbahn kann man etwas von den Erfahrungen sammeln, welche sie schon frühere Generationen von Urlaubern machen konnten.

Die Existenz der Rügenschen Bäderbahn ist in der abgelegenen Lage der Insel begründet, die sich erst mit der Inbetriebnahme der Strelasundquerung deutlich verbessert hat. Bis dahin mussten die Züge mit Hilfe von Eisenbahnfähren den Strelasund überqueren. Die ursprüngliche Eisenbahnstrecke war relativ kurz und führte von Altefähr nach Bergen auf Rügen. Später verlängerte man diese bis nach Sassnitz, die Verbindung nach Binz sollte noch ein paar Jahrzehnte auf sich warten lassen. Putbus erhielt im Jahre 1889 einen Bahnanschluss und wurde zum Ausgangspunkt der späteren Rügenschen Bäderbahn, denn nur mittels der deutlich günstigeren Kleinbahnen konnten die abgelegenen Teile der preußischen Provinzen verkehrstechnisch erschlossen werden. Das im Jahre 1892 verabschiedete Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen ermöglichte es privatrechtliche Eisenbahngesellschaften zu gründen und eigene Strecken zu betreiben. Mit den Jahren wuchs das Streckennetz der im Jahre 1895 gegründeten Rügensche Kleinbahnen Aktiengesellschaft auf etwa hundert Kilometer an, wovon aber nur noch ein Teil erhalten blieb.

Zu diesem gehört unter anderem der etwas über zehn Kilometer lange Streckenabschnitt zwischen Putbus und Binz, der am 21. Juli des Jahres 1895 in Betrieb genommen wurde. Die Verbindung nach Sellin erfolgte ein Jahr später, Göhren sollte im Jahre 1899 seinen Bahnanschluss bekommen. Von der Bahnstrecke von Putbus nach Altefähr zeugt heute nur noch ein Radweg, der auf dem ehemaligen Bahndamm errichtet wurde. Auch an die Eisenbahnstrecke die einst von Bergen nach Altenkirchen führte, erinnert heutzutage nicht mehr viel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Tourismus sprunghaft an, so dass die Kleinbahnstrecke zwischen Putbus und Göhren immer stärker touristisch genutzt wurde. Während man nur den Güterverkehr auf dieser Strecke einstellte, wurden die übrigen Streckenabschnitte nach und nach stillgelegt. Auch die Stilllegung der Strecke zwischen Putbus und Göhren war geplant, dieses konnte aber dank der Initiative zahlreicher Eisenbahnfreunde verhindert werden. Der Rat des Bezirkes Rostock erklärte es am 12. März des Jahres 1976 zum Denkmal der Produktions- und Verkehrsgeschichte, so dass der Erhalt der Rügenschen Bäderbahn gesichert war.

Das galt zumindest bis zum Jahre 1994, als die ehemalige Reichsbahn mit der Deutschen Bahn verschmolzen wurde, die an dem Betrieb der Rügenschen Bäderbahn kein Interesse hatte, sodass diese privatisiert werden musste. Im sächsischen Jöhstadt ist die Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH beheimatet, welche den Rasender Roland seit März 2008 betreibt. Interessanterweise stammt nicht nur der Betreiber der Rügenschen Bäderbahn aus Sachsen, sondern auch der Großteil des aktuellen Fuhrparks. Diese Loks und Wagen wurden ursprünglich auf verschiedenen sächsischen Schmalspurstrecken eingesetzt und gerieten dank des wachsenden Urlauberverkehrs in den 50er Jahren auf die Insel Rügen. Hier kann man nun in den historischen Personenwagen, mit einer Spurweite von 750 mm, auf dieselbe Art und Weise reisen, wie es schon die Urlauber vor hundert Jahren taten.