Seebrücke Heringsdorf


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Seebrücke Heringsdorf

Seebrücke Heringsdorf


Wenn man sich historische Fotografien der Heringsdorfer Seebrücke anschaut, dann kann man erahnen, warum die Erbauer der neuen Seebrücke sie so groß dimensioniert haben, denn der verloren gegangene Vorgängerbau wies ähnliche Dimensionen auf, mit welchen die Seebrücke ihre Besucher beeindruckt. Nachdem Heringsdorf am 4. Juni 1879 vom deutschen Kaiser offiziell zu einem Seebad erklärt wurde. Badegäste kamen zwar schon vorher, mit dem Titel Seebad wurde Heringsdorf offiziell geadelt. Aufgrund einer geglückten Grundstücksspekulation durch das Berliner Bankhaus Delbrück Leo & Co. kamen die begehrten Grundstücke an der Usedomer Ostseeküste in den Besitz zahlungskräftiger Kundschaft, die sich aus Vertretern der Aristokratie, Bankiers und Unternehmer zusammensetzte, die sich nach ihrem Geschmack repräsentativen Villen darauf errichten ließen. Da ab nun die Elite aus Berlin und auch der deutsche Kaiser mit seiner Familie zu den Gästen in Heringsdorf zählte, brauchte man natürlich auch eine repräsentative Seebrücke, die dem gesellschaftlichen Status des Kaiserbades entsprach.

Die im Jahre 1893 errichtete Seebrücke verfügte neben einer bebauten Plattform auf dem Wasser auch über eine bebaute Plattform auf dem Land, welche mehrere kleine Seitentürme und einem großen Mittelturm besaß. In den Gebäuden auf der Seebrücke befanden sich damals wie heute auch zahlreiche Geschäfte und Restaurants, in denen die flanierenden Gäste ihren Hunger stillen und nebenbei ihre Geldbörse beim Einkaufen etwas erleichtern konnten. Da auch der deutsche Kaiser Wilhelm I. im Seebad Heringsdorf gerne Urlaub machte, wurde die imposante Seebrücke nach dem bedeutendsten Urlauber benannt, den das Seebad Heringsdorf zu dieser Zeit wohl hatte. Wie auch viele andere Seebrücken in Mecklenburg-Vorpommern, wurde die Seebrücke in Heringsdorf ein Opfer von Naturgewalten und schließlich auch einer Brandstiftung, welche leider dafür sorgte, dass das einstige Wahrzeichen von Heringsdorf im Jahre 1958 nur noch Geschichte war.

Es dauerte anschließend einige Jahrzehnte bis die Lücke in der Strandpromenade des Ostseebades Heringsdorf wieder geschlossen wurde, denn erst im Jahre 1995 begann man mit dem Bau einer neuen Seebrücke. Dieses neue Bauwerk hatte aber mit dem Original aus der Kaiserzeit nicht mehr viel gemeinsam, außer den beeindruckenden Ausmaßen, bei dem die Bauherren noch einmal fünfzig weitere Meter hinzugefügt haben, so dass die heutige Seebrücke in Heringsdorf nun eine Gesamtlänge von fünfhundertacht Metern vorzuweisen hat. Mit dieser Länge gilt sie übrigens auch als die längste Seebrücke auf dem europäischem Festland, nur einige Seebrücken an der südenglischen Nordseeküste haben ähnlich große Außmaße. Wobei man anmerken muss, dass sich nur etwa dreihundert Meter von der Gesamtlänge der Brücke direkt über der Ostsee befinden. Während sich die alte Seebrücke noch direkt neben dem Kurplatz des Seebades befand, wurde die neue Seebrücke etwa fünfzig Meter vom Standort der ursprüngliche Kaiser-Wilhelm-Brücke entfernt errichtet. Von ihr zeugen heutzutage nur noch einige erhaltengebliebene Holzpfähle in der Ostsee, auf denen einige Kormorane hocken und auf ihre schwimmende Beute lauern.

Statt der vorher vorhandenen landseitigen Plattform mit Häusern mit Türmchen errichtete man eine moderne Shopping Mall, welche optisch nicht mehr viel mit der alten Kaiser-Wilhelm-Brücke gemein hat. Im Ergeschoss des Gebäudes findet man zahlreiche Ladengeschäfte und einige gastronomische Einrichtungen, während man in den oberen Etagen einige Ferienwohnungen eingerichtet hat. In dem Gebäude findet man auch das Heringsdorfer Muschelmuseum, welches einen Einblick in die Welt der Muschel und ihrer Nutzung gibt. Übrigens ist das hiesige Muschelmuseum das erste privat gegründete Museum von ganz Mecklenburg-Vorpommern. Die mittlere Plattform der Seebrücke wurde im Jahre 2010 umgebaut und beherbergt seitdem einige kleine Läden. Auf der seeseitigen Plattform wurde schon 1995 ein pyramidenförmiges Gebäude errichtet, welches seitdem ein Restaurant beherbergt. Um die Pyramide herum befindet sich eine große Terasse, von der man beim Essen einen guten Blick über die Ostsee zum Strand der Kaiserbäder hat. Bei klarer Sicht kann man von hier aus sogar die polnische Ostseeküste der Insel Wollin erkennen.

Während die übrigen Seebrücken von Mecklenburg-Vorpommern nur einfache Holzstege besitzen, wurde die Seebrücke von Heringsdorf deutlich moderner ausgestattet. Der Landungssteg ist überdacht und besitzt in der Mitte einen verglasten Windschutz, welcher auch bei windigerem Wetter einen Spaziergang auf der Heringsdorfer Seebrücke ermöglicht. Aber auch heutzutage nutzt man dieses Bauwerk auch zu den Zwecken, zu dem einst die Seebrücken errichtet worden sind. Nämlich als Anlegemöglichkeit für Ausflugsschiffe.Vom Landungssteg der Seebrücke Heringsdorf brechen die Ausflugsdampfer der Reederei Adler-Schiffe zu Fahrten nach Swinemünde und Misdroy auf. Es werden des weiteren auch Fahrten auf der Ostsee angeboten, welche bis vor die Kreidefelsen der Insel Rügen führen. Die Heringsdorfer Seebrücke bietet im Übrigen nicht nur am Tage, sondern auch am Abend einen tollen Anblick, dann nämlich wird die Landungsbrücke und die darauf befindlichen Gebäude mit Lampen illuminiert.