Münster Bad Doberan


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Doberaner Münster

Doberaner Münster


Berno hieß der Mönch aus dem Zisterzienserkloster Amelungsborn, der im Jahre 1156 in das Land der Obotriten kam, um diese zum Christentum zu bekehren. Kein Geringerer als Heinrich der Löwe machte ihm zum Bischof von Mecklenburg, eine Aufgabe die er gerne annahm. Nachdem die zerstörte Burg in Schwerin im Jahre 1160 wieder aufgebaut wurde, verlegte Berno den Sitz seines Bistums nach Schwerin. Von hier aus sollte die weitere Christianisierung Mecklenburgs weitergehen. Von allen Mönchen die je mecklenburgischen Boden betraten, dürfte Berno wohl derjenige gewesen sein, der hierzulande die meisten Spuren hinterlassen hat. Nicht nur der Schweriner Dom zeugt von seinem Gründer, auch die viele Kirchen und einige Klöster sind auf sein Wirken zurückzuführen. Auch bei der Zerstörung der Jaromarsburg am Kap Arkona im Jahre 1168 sollte er teilnehmen, schließlich hatte er vor, sämtliches Land nördlich der Peene seinem neuen Bistum zugehörig zu machen.

Bekanntlich hatte er dabei die schlechteren Karten, denn die Dänen unter Waldemar I. sicherten sich die Insel und das vorpommersche Festland der Ranen für ihr Bistum Roskilde, welches Absalon von Lund als Bischof innehatte. Für seine erste Klosterneugründung konnte er Zisterziensermönche aus dem Kloster Amelungsborn gewinnen, nach Mecklenburg zu kommen um sich hier niederzulassen. Das im Jahre 1171 gegründete Kloster sollte im Jahre 1179 durch kriegerische Handlungen zerstört werden, aber schon im Jahre 1186 sollte das Kloster ein paar Kilometer weiter nordwestlich wieder neu begründet werden. Auch das an der Stelle der einstigen Burg in Dargun gegründete Kloster sollte durch Berno geweiht werden. Hier siedelten sich aber Mönche aus dem dänischen Kloster Esrom, die nach ihrer späteren Vertreibung das Kloster Eldena begründeten.

Interessanterweise diente das Kloster in Althof schon als Grabgelege der Mecklenburger, denn Pribislaws Frau Woizlawa sollte in der Klosterkirche ihre letzte Ruhestätte finden. Noch heutzutage erinnert ihr Grab in der anstelle der Klosterkirche errichteten Kapelle an diese Tatsache. Pribislaw selbst wurde nach der Fertigstellung der Klosterkirche in dieser bestattet und damit wurde eine langjährige Tradition begründet, denn alle mecklenburgischen Herrscher vor Johann Albrecht fanden hier ihre Grabstelle. Johann Albrecht wiederum wählte den Schweriner Dom als Grabgelege seiner Familie, eine Tatsache welche das Doberaner Münster später bauhistorisch wertvoll machen sollte.

Nachdem das Doberaner Kloster im Jahre 1186 neu angesiedelt wurde, errichtete man zunächst eine romanische Basilika, die im Jahre 1232 geweiht wurde. Um das Jahr 1270 herum begannen die Mönche unter Einbeziehung der vorhandenen Basilika ein gotisches Münster zu errichten. Schon im Jahre 1296 war der Rohbau inklusive Dachkonstruktion vollendet, der erste Hochaltar stammte aus der Zeit um 1300. Im Jahre 1302 wurde Pribislaw in das Münster umgebettet. Am 3. Juni des Jahres 1368 wurde das Doberaner Münster durch Bischof Friedrich II. von Schwerin geweiht. Von der romanischen Basilika selbst wird man nichts mehr viel entdecken können. Diese wurde nur zum in den Bau miteinbezogen, die meisten Steine fanden eine neue Bestimmung als Baumaterial im neuen Gemäuer.

Das Doberaner Kloster gehörte zu denjenigen Klöstern des Landes welche am meisten Vermögen durch Schenkungen und Erbschaften ansammeln konnte. Der größte Schatz war aber der umfangreiche Landbesitz auf den es Herzog Johann Albrecht abgesehen hatte. Nur zu gern führte er die Reformation in seinem Lande ein, war doch die Enteignung von Kirchen und Klöstern zu seinen Gunsten damit verbunden. Da Johann Albrecht die Schweriner Burg als Residenzschloss umbauen ließ, in dem Zusammenhand den Schweriner Dom als Grabgelege wählte, wurde das Doberaner Münster als Kirche für ihn und seine Nachkommen uninteressant, sie richteten im Kloster ein herzogliches Amt ein und begannen damit die Klosteranlage als Steinbruch zu nutzen. Bevor auch das Münster ein Opfer des Abrisses wurde, konnte der im Schloss Güstrow residierende Herzog Ulrich diesen Prozess aufhalten, da der ehemals kirchliche Besitz zu dieser Zeit noch von beiden Herzögen gemeinsam verwaltet wurde.

Das Amt Doberan sollte aber nur als Geldquelle für die mecklenburgischen Herzöge interessant bleiben, Ulrich fand seine letzte Ruhestätte im Güstrower Dom und nicht im Doberaner Münster. Der Dreißigjährige Krieg ließ auch das Doberaer Münster und die Klosteranlage nicht unbeachtet. Im Jahre 1637 kam es zu einer Plünderung welche an den Gebäuden große Schäden verursachte. Auch die napoleonische Besatzung sollte seine Spuren hinterlassen. Jahrhunderte vergingen und niemand beachtete die einstige Klosterkirche, welche dadurch von größeren Umbauten verschont geblieben ist. Während die großen Kirchen in den Städten dem jeweiligen Zeitgeschmack unterworfen wurden, trat das Doberaner Münster erst wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, als die Neogotik in Mode kam.

Als Doberan für Herzog Friedrich Franz I., der bekanntlich in Heiligendamm das erste deutsche Seebad begründete, als Sommersitz interessant wurde, begann man damit unter der Leitung von Carl Theodor Severin die marode Bausubstanz des Münsters zu sanieren. Sein Enkel Friedrich Franz II. zeigte leider weniger Gespür für die historische Bausubstanz, in seinem Auftrag veränderte Gotthilf Ludwig Möckel, der später übrigens auch das Jagdschloss Gelbensande errichte, das Münster mit einigen neogotischen Elementen. Die meisten dieser baulichen Veränderungen wurden bei der im Jahre 1962 begonnenen Sanierung zurückgebaut und der ursprüngliche hochgotische Zustand wieder hergestellt.

Die Besucher erwartet nun wieder eine Kirche deren Erbauer sich nicht nur stilistisch bei den großen gotischen Kathedralen Frankreichs bedient haben, sondern auch Stilelemente der in Norddeutschland verbreiteten Backsteingotik in das Gebäude haben einfließen lassen. Im Gegensatz zu den übrigen Klosterkirchen dürfte die Tatsache ausschlaggebend gewesen sein, dass sie als Grabgelege der mecklenburgischen Herzöge diente, weshalb sie dann doch nicht ganz so schlicht ausgefallen ist, wie man es bei einem typischen Zisterzienserkloster erwarten würde. Das Mittelschiff der kreuzförmige ausfallende dreischiffige neunjochige Basilika fällt mit seinen sechsundzwanzig Metern Höhe relativ niedrig aus, wenn man sie mit der Lübecker Marienkirche vergleicht, welche für viele Kirchenbauten Norddeutschlands das Vorbild war.

Das Hauptportal welches im Jahre 1891 von Gotthilf Ludwig Möckel vollendet wurde, dürfte eines der wenigen Details sein, welche aus dieser Bauphase erhalten geblieben sind. Aus den Anfängen des Klosters zeugt eine Bogenwand die einst ein Teil der Klausur war. Im nördlichen Teil des Ostgiebels findet man wiederum Mauerwerk der vormaligen romanischen Vorgängerkirche. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das Beinhaus des Klosters in dem die Gebeine der Verstorbenen aufbewahrt wurden, da man die Gräber auf dem Friedhof wie üblich mehrfach verwendete. Da das Doberaner Beinhaus zu den seltenen Exemplaren gehört, die in Norddeutschland je gebaut wurden, handelt es sich bei der frühgotischen Michaeliskapelle, wie das Beinhaus auch genannt wird, um etwas ganz Besonderes.

Was das Doberaner aber so besonders macht, ist die hochgotische Ausstattung. Zu dieser gehört der Kreuzaltar, der aus der Zeit um 1360 bis 1370 stammt. Dieser ist einen doppelseitigen Kreuzaltar mit einem fünfzehn Meter hohen Triumphkreuz, der von seiner Größe her einmalig ist. Auch der aufwendig geschnitzte Marienleuchter, die Abendsmahltafel und der Sakramentsturm, der übrigens das älteste Exemplar Deutschlands sein soll, zählen zu den Kostbarkeiten der Klosterkirche. Äußerst selten ist auch der Kelchschrank der um das Jahr 1300 gefertigt wurde und eines der wenigen Exemplare darstellt welche weltweit überhaupt noch existieren. Interessant sind natürlich auch die aufwendigen Grabdenkmäler der mecklenburgischen Herzöge und ihrer Frauen, die in der darunterliegenden Gruft bestattet wurden.