Seebrücke Wustrow


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Seebrücke Wustrow

Seebrücke Wustrow


An die zweihundert Segelschiffe zählte einst die Wustrower Flotte, welche den damaligen Seeleuten ein gutes Einkommen bescherte. Dass dank dieser Tatsache der sich langsam entwickelnde Fremdenverkehr von den Wustrowern als nicht notwendig erachtet wurde, liegt auf der Hand. Wie auch die übrigen Ortschaften auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst sollte Wustrow erst spät vom Tourismus profitieren, denn in der Mitte des 19. Jahrhunderts scheiterte der erste Versuch aus Wustrow einen Badeort zu machen recht kläglich. Ein paar Jahrzehnte später sollte sich die wirtschaftliche Situation aber grundlegend ändern. Nachdem im Jahre 1869 ein Feuer zahlreiche Gebäude des Ortes bis auf die Grundmauern vernichtete, das Sturmhochwasser von 1872 auch vor Wustrow und seinen Bewohnern keinen Halt machte und zu guter Letzt auch noch die große Flotte der Wustrower Segelschiffe nicht mehr den Wettbewerb gegen die neuartigen Dampfschiffe bestehen konnten, erinnerte man sich an den im Sande verlaufenden Versuchs des Badewesen in Wustrow zu etablieren. Daher gründete man im Jahre 1880 einen gemeinnützigen Verein, welcher dafür gedacht war, das einstige Fischerdörfchen in ein beliebtes Seebad zu verwandeln.

Zu dieser Zeit war Wustrow relativ schlecht zu erreichen, denn eine anständige Straßenverbindung gab es damals noch nicht. Die zu dieser Zeit zahlenmäßig noch überschaubaren Urlaubsgäste mussten eine recht beschwerliche Fahrt hinter sich bringen, um erst nach Ribnitz zu gelangen, von wo aus es mit einem Dampfschiff weiter ging. Viel interessanter sollte sich daher die Möglichkeit entwickeln von Warnemünde aus das Fischland zu erreichen. Die Wustower errichteten im Jahre 1886 einen hölzernen Anleger am Ostseestrand, der mit seinen fünfzig Metern Länge aber relativ kurz ausfiel. Da größere Schiffe nicht an dieser Seebrücke anlanden konnten, war es ein paar Jahre später notwenig geworden, den hölzernen Steg um einige Meter zu verlängern. Sehr viel länger fiel die bei den im Jahre 1901 durchgeführten Umbauarbeiten veränderte Seebrücke aber nicht aus. Auch rein optisch war die ursprüngliche Seebrücke sehr schlicht gehalten, was man heutzutage anhand von Abbildungen auf historischen Ansichtskarten noch gut erkennen kann.

Bis zum Ende der 20ér Jahre des 20. Jahrhunderts war die hölzerne Seebrücke noch wichtig für den Transport der Badegäste. Mit der Eröffnung der Fischlandchaussee über welche die Urlauber nun bequem bis nach Ahrenshoop gelangen konnten, wurde sie aber immer unnötiger. Das sollte sich in mangelnden Wartungsarbeiten bemerkbar machen. Die Wustrower Seebrücke verfiel von Jahr zu Jahr immer mehr, bis die kläglichen Überreste Mitte der 40ér Jahre durch die Kraft des Eises zerstört wurden. Fast ein halbes Jahrhundert mussten die Wustrower und ihre Gäste auf eine Seebrücke verzichten, erst im Jahre 1993 wurde ein zweihundertvierzig Meter langer Nachfolgerbau errichtet. Wer den Steg bis zum Ende entlangwandert, bekommt vom seeseitigen Ende einen schönen Ausblick auf die Gegend geboten. Im äußersten Norden sieht man den Leuchtturm Darßer Ort, etwas näher präsentiert sich die Steilküste des Hohen Ufers. Im Süden wiederum liegt das Ostseebad Graal-Müritz mit seiner Seebrücke, bei klarer Sicht kann man in südwestlicher Richtung das Ostseebad Warnemünde mit seinem Leuchtturm erkennen.